Eine originelle Idee

Seit Dienstag (14.12.2010) rollen wieder Castorbehälter mit radioaktivem Atommüll durch die Lande. Ihr Ziel ist das Zwischenlager Lubmin bei Greifswald. Der Müll stammt aus westdeutschen Kernforschungszentren und war zur Wiederaufbereitung in Südfrankreich. Atomkraftgegner halten diese Transporte für extrem gefährlich und fordern den Stopp der Castoren, solange kein Endlager gefunden ist. Ohne Endlager keine Sicherheit, heißt es. An der Notwendigkeit solcher Endlager zweifelt kaum jemand. Aber: Sind Endlager vielleicht nur eine fixe Idee? Der Unternehmensberater Matthias Ginsberg gibt in der Financial Times Deutschland (FTD) zu bedenken, es sei im Prinzip unnötig, vielleicht sogar schädlich, heute über Endlager nachzudenken. Sein Argument: Wir suchen heute eine endgültige Lösung für ein Problem, das noch 10 000 Jahre strahlen wird. Wir haben heute noch gar nicht die Technologie, um damit umzugehen. Wäre es da nicht besser, das Zeug ein bis zwei Generationen zwischenzulagern, bis uns bessere Lösungen einfallen, anstatt heute vermeintliche Endlager politisch durchzudrücken, die sich vielleicht in 50 Jahren als falsch, aber irreversibel herausstellen?

Prompt gab es giftige Kommentare in der FTD, der Mann habe überhaupt keine Expertise, er sei weder Geologe noch Physiker noch sonstwas. Das mag wohl sein, er reklamiert nur den gesunden Menschenverstand für sich. Und das ist in Deutschland offenbar verboten. Schließlich gibt es hier Gesetze, Paragraphen und Politiker. Und die haben Ende der 60er Jahre entschieden, die Forschungsmilliarden in die Atiomkraft zu stecken. Das war eine, wie sich heute herausstellt, energiepolitisch völlig falsche Grundsatzentscheidung. Hätte man diese Milliarden in die Erforschung Erneuerbarer Energien und Speichertechnologien gesteckt, wären wir heute ein gutes Stück weiter. Völlig zurückgeworfen hat uns aber der unsägliche und völlig unnötige Beschluss der Bundesregierung, die Laufzeiten für Atommeiler zu verlängern. Die Energiekonzerne nehmen es dankbar an, noch einmal 100 Milliarden Euro mit ihren Strahlenschleuden zu verdienen.

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