Ist mein Facebook-Selbstversuch gescheitert?

Wahrscheinlich geht es vielen Bloggern so wie mir. Sie melden sich auf facebook an, gewinnen innerhalb von ein paar Tagen 99 Freunde und merken, dass sie auf Larifari-Postings viel mehr Kommentare bekommen als auf ihre eigenen Blog-Einträge. So ist es auch mir ergangen, was man auch dem Datum des letzten Eintrags entnehmen kann (16. August 2011). 300671_2426303506155_1508560139_32501683_971042647_n-300x230Natürlich hat mein Blog keine große Leserschaft, und auf fb wird es einem leicht gemacht, mal schnell auf eine URL zu verweisen und diesen Verweis mit einem kurzen Kommentar zu versehen, der sofort für alle sichtbar ist. Da sind Blogs, die auf WordPress basieren, eindeutig im Nachteil. Doch ich muss gestehen: fb macht mich nicht mehr sonderlich an. Zu 95 Prozent werden da nette Witzchen, Karikaturen und Privatfotos ausgetauscht, ohne die man notfalls auch leben kann. Nur ein einziges mal hat sich auf fb eine ernsthafte Diskussion entwickelt.

Es ging um den Maler Werner Peiner (* 20. Juli 1897 in Düsseldorf ; † 19. August in Leichlingen) , der als Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus zu Ehren kam. Hitler soll den Landschaftsmaler als „gottbegnadet“ bezeichnet haben.

Die Gemeinde Schleiden-Gemünd plant für den Sommer 2012 eine Ausstellung.

Dagegen regt sich natürlich Protest – auch auf fb. Und da kommt folgender Kommentarthread zustande: M.B.:“Ich finde diese Aktion ehrlich gesagt nicht so gut. Gerade weil es Sache der Nazis war, gegen unliebsame Kunst zu hetzen und sie aus Museen und Ausstellungen zu verbannen. Wenn man heute das gleiche mit einem den Nazis nahestehenden Künstler macht, kann ich da keinen intellektuellen Fortschritt erkennen.“

T.M.:“Ja – und Nein. Eigentlich spricht nichts dagegen, diese Bilder vorzuführen. Aber in angemessenem Rahmen und adäquat begleitet, bitte… Hätte Dr. Dieter Pesch als Kurator des Kunstforums sich zu einer Zusammenarbeit mit -beispielsweise- der „Ordensburg“ Vogelsang und dem NS-Zentrum Köln entschieden, würde sich wohl kein Mensch darüber aufregen. Aber den willfähigen Nazi-Maler Peiner lediglich als „Maler der Eifel“ vorzustellen, ist mehr als peinlich. Zudem – und das ist zugegebenermaßen jetzt nur eine Annahme – wird die Ausstellung im Kunstforum dadurch eine Pilgerstätte für die ewig gestrigen Horden. – Naja, einige von denen habens ja nicht weit. Die können nach ihren Wehrsportübungen in den Eifelwäldern gleich ein wenig für ihre ideologische Bildung tun.“

M.B.:“Glaubst Du, der durchschnittliche Neo-Nazi von heute ist sonderlich kunstinteressiert? Da habe ich doch irgendwie arge Zweifel. Und selbst wenn solche Leute in die Ausstellung kommen sollten, wo ist das Problem. Solange man in Deutschland nicht straffällig wird, hat man doch das Recht, sich frei zu bewegen, oder? Davon abgesehen kann man doch schlecht am Eingang eine Gewissenskontrolle vornehmen. Woher soll ich wissen, dass unter den Besuchern einer bestimmten Veranstaltung nicht auch noch unerkannte Mörder und Kinderschänder sind? Man kann den Leuten ja nicht ins Gehirn schauen.“

T.M.:“Genau! Und überhaupt: Wehrsportübungen sollte man fördern, dienen sie doch lediglich der körperlichen Ertüchtigung von ansonsten abgeschlafften, orientierungslosen jungen Menschen! Strammgestanden!!! Jawollllll….
Korrigiere mich gerne, wenn ich falsch liege: Aber ich gehe mal davon aus, Du hast keine Erfahrung mit Neo-Nazis!?! Sondern Du käust hier wieder, was Du irgendwo einmal gelesen hast. Im Ernst, – es gibt keine NEO-Nazis als solche. Das muss man erst mal verinnerlichen. Dann hören auch die ganzen fruchtlosen Diskussionen auf. Schileßlich sind darunter durchaus einige, die denken können. Und reden…. Das macht sie gefährlich. Und wenn die Leute dorthin pilgern, so geht es sicherlich nicht um die „Kunst“, sondern eher um die Reliquien eines vom „GröFaz“ als „gottbegnadet“ gelobten… Wie gesagt, – und von Dir nicht aufgenommen: Es geht nicht darum, EINE Ausstellung zu verbieten. Sondern es geht darum, dass eine derartige Ausstellung in einem der Ideologie entsprechend angemessenem Rahmen gezeigt wird…“

M.B.:“Wenn die Bilder keine ideologischen Inhalte haben, sehe ich nicht ein, warum sie ideologisch präsentiert werden müssen. Wenn Musik von Gesualdo gespielt wird, muss ja nicht auch jedesmal erwähnt werden, dass Gesualdo seine Frau umgebracht hat. Weil das die Musik an sich weder besser noch schlechter macht.“

M.B.: „Ich sehe auch nicht ein, warum „intelligente“ Neonazis gefährlich sein sollten. Doch höchstens für dumme Menschen. Und dann liegt das Problem bei der Dummheit dieser Menschen, nicht bei der Intelligenz der Neonazis.“

A.K.: „“Intelligente Nazis“ – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Ein intelligenter Mensch kann m.E. kein Nazi sein.“

T.M.: „.tja…sollte man eigentlich denken… Aber, da man dort schnelle Karriere machen kann, gibt es da schon den einen oder anderen, der wider besseres Wissen Haß und Intoleranz predigt!“

R. D.: „Intelligente Nazis: ja, gibt es. Intelligenz hat nichts mit Empathie etc. zu tun. Josef Göbbels war alles andere als blöd. Man mache es sich nicht zu einfach.“

R. W.: „Endlich mal der Ansatz einer ernsthaften Diskussion auf fb. Natürlich gibt es intelligente und eloquente Nazis. Das hat nichts mit Moral oder Emphatie zu tun, wie Rolf D. richtig bemerkt. Die Antwort kann nur lauten: Bildung, Bildung, Bildung. Da kommt es gerade richtig, dass der Bund allen Eltern 100 Euro im Monat verspricht, wenn sie auf ihren künftigen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz verzichten. Das werden bildungsferne Schichten gerne kassieren – und heraus kommt eine chancenlose Brut, die mit glänzenden Augen den Worten der neuen Verführer lauscht.“

T.M ist Thomas Mentzel, ist einer der Organisatoren des Protests gegen die geplante Ausstellung. Er hat mir erlaubt, seinen Namen zu nennen und mich darauf hingewiesen, dass das oben abgebildete Plakat von ihm stammt und er ein Copyright darauf hat. Diesen Hinweis hole ich hiermit nach und entschuldige mich für dieses Versäumnis.

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3 thoughts on “Ist mein Facebook-Selbstversuch gescheitert?

  1. Moin-Moin,

    selbstverständlich, – was auch sonst – wird diese Ausstellung im Kunst.ForumEifel in Gemünd stattfinden. Wobei man sich selbstverständlich fragen kann – und sollte: Warum eigentlich???

    Denn das Forum wird betrieben vom „Förderverein Maler der Eifel“ e.V. der mit dem Ziel angetreten ist (laut eigener Homepage) , die „Eifelmalerei im Bewußtsein der Bevölkerung zu verankern“!

    Nun kann man sich durchaus fragen, was es an einem unbelehrbaren Alt-Nazi wie Werner Peiner (http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Peiner) , der überdies seit fast 30 Jahren unter der Erde liegt, noch zu „fördern“ gibt? Und: Solld ie „Blut-und-Boden-Malerei der Nazis jetzt erst richtig verankert werden?

    Und das mit öffentlichen Mitteln? Denn – das sollte man nicht verschweigen – das KunstForumEifel wird vom Landschaftsverband subventioniert.

    Vielen Dank für die Unterstützung,

    Thomas Mentzel

  2. Habe gerade auf fb eine Freundschaftsanfrage versendet – ich möchte gerne auf dem Laufenden bleiben über die weitere Entwicklung. Außerdem habe ich meinem Blog-Eintrag vom November 2011 einen Absatz hinzugefügt, der über die Urheberschaft und das Copyright des Fotos aufklärt.

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