Journaille im Google-Zeitalter

jorurnimgooglezeitalterSechs Mal hat stern.de im Verlauf weniger Stunden die Überschrift zu einer Geschichte geringfügig geändert – und sechs Mal erschien die ansonsten völlig unveränderte Geschichte bei Google ganz oben. Das ist bares Geld wert, denn bekanntlich wird nur der angeklickt, der bei Google ganz oben steht, und nur wer viele Klicks generiert, kann sich ein paar Mäuse mit Online-Werbung dazuverdienen. Kein Wunder, dass sich im Google-Zeitalter eine völlig neue Berufsgruppe etabliert hat: Die Search Engine Optimizer oder SEO’s, zu deutsch Suchmaschinenoptimierer. Nicht alle Nachrichtenportale machen diesen Unsinn mit, aber viele. Die freie Journalistin K. Antonia Schäfer hat dazu im DJV-Organ „journalist“ einen klugen Artikel geschrieben. Witzigerweise scheint das Kriterium Schnelligkeit im Online-Journalismus eher hinderlich zu sein. Denn wer mit einer Story zu früh auf dem Markt ist, wird nicht geklickt, weil sich die Geschichte in der Netzgemeinde noch nicht herumgesprochen hat und infolgedessen auch noch nicht gegoogelt wird. Wenn dann der Klicksturm einsetzt, ist die Ursprungsgeschichte womöglich schon weit nach unten gerutscht. Das „republishing“ scheint da erfolgversprechender zu sein. Ich würde mich allerdings verarscht fühlen, wenn ich sechs mal auf eine Nachrichtenseite gelockt werde, nur um festzustellen, dass ich wortwörtlich die gleiche Story aufgetischt bekomme wie vor acht Stunden.

Published by

2 thoughts on “Journaille im Google-Zeitalter

  1. Es ist doch immer schlecht, wenn es ein Monopol gibt. Sehen wir zu, dass wir nicht nur Google, sondern auch andere Suchmaschinen benutzen. Ich habe schon erlebt, dass ich bei Google gezielte Informationen zugespielt bekomme, die ich gar nicht haben wollte. Erst weitere Suchmaschinen gaben mir den gewünschten Erfolg. Also: auch andere Suchmaschinen benutzen. Es gibt da: BING, IXQUICK (Diskretion wird versprochen), ALTAVISTA, DUCKDUCKGO, und so weiter. Es lohnt sich!

  2. Du hast natürlich recht, aber 99 Prozent aller User machen sich nicht die Mühe, eine andere Suchmaschine zu bemühen. Schlimmer noch: Die meisten User betrachten nur die Suchergebnisse, die ganz oben auf der Trefferliste stehen, sie scrollen überhaupt nicht weiter nach unten. Das weiß Google und das weiß auch die werbetreibende Wirtschaft. Deshalb kommt es zu dieser neuen Kaste von Medizinmännern, die sich SEO’s nennen. Die kennen den Ranking-Algorithmus von Google zwar auch nicht, werden aber gerne bemüht und gut bezahlt, weil man glaubt, sie könnten den Suchmaschinengott Google gnädig stimmen…

Comments are closed.