Credo

Hmm, so ein Espresso, der tut gut, oder? Nach gut zwei Jahren Medien, Märkte und Moneten und kaum nennenswertem Feedback (sorry, GabiF, ich bin wohl kein guter Netzwerker) muss ich wohl mal erklären, weshalb ich das hier überhaupt mache. Mein Credo ist ganz einfach: Es gibt kaum einen Bereich menschlicher Interaktion, der nicht ökonomischen Gesetzen unterliegt. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich sage, ich sei Wirtschaftsredakteur, dass ich ein wenig mitleidig angesehen werde, so als könnte ich nur in Kategorien von Umsatz, Gewinn und Prozenten denken, so als sei mein Beruf ungefähr so vielseitig wie der eines Fensterputzers, so als seien die Themen meiner Berichterstattung so eng umrissen wie ein U-Bahn-Tunnel. Politik-Redakteurinnen und Redakteure fassen meine Themen mit spitzen Fingern an, als seien die far out, jenseits von Gut und Böse. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Nichts, auch nicht Kultur, Kunst, Sport und Politik, kann sich ökonomischen Gesetzen entziehen, nichts spielt sich außerhalb der Ökonomie ab. Das gilt auch für die Ehe, die Kirche, den Profisport, die Prostitution und den Drogenhandel. Auch dort spielen Angebot und Nachfrage, Grenznutzen und Preiselastizitäten eine Rolle. Insofern können alle LeserInnen dieses Blogs beruhigt sein: Ich bleibe weiter bei Medien, Märkte und Moneten.

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5 thoughts on “Credo

  1. Ich bin sicher, du bekämest mehr Kommentare, wenn man sich nicht zuerst anmelden müsste. Ich habe es jetzt getan, denn ich lese immer wieder einmal bei dir, zumal wir ja unbekannterweise bereits zweimal an einem Gemeinschaftsprojekt beteiligt waren, bei dem es allerdings nicht um Ökonomie ging. So wie du das Arbeitsfeld des Wirtschaftsredakteurs umschreibst, habe ich das noch nicht gesehen, frage mich aber, ob nicht manche Bereiche sich den Gesetzen der Ökonomie entziehen. Manches wird ja um seiner selbst willen getan, aus Freude an der Sache. Es vollzieht sich allerdings nicht unbedingt in der Öffentlichkeit. Ich fände es auch beunruhigend, wenn jede menschliche Handlung ökonomischen Zwängen oder Absichten unterworfen wäre. Deshalb meine ich, dass man den Bogen nicht so weit spannen muss, um die Wichtigkeit der Arbeit von Wirtschaftsredakteuren zu zeigen. Ich lese übrigens auch den Wirtschaftsteil in der Zeitung, bin jedoch oft enttäuscht gewesen, wie einseitig wirtschaftsliberal man sich dort aufführte, bevor die Finanzkrise ausbrach.

    Beste Grüße
    Jules

  2. Ja, du hast recht, seit ich von http://www.wenkelblog.com auf mmmblog.de umgezogen bin, ist alles viel umständlicher geworden. Auch immekeppel ist es nicht gelungen, sich neu anzumelden, ich habe das von Hand gemacht und ihr ein Paßwort gegeben, das sie dann ändern konnte. Früher gab es ein Plugin, das alle registrierten Leser auf Wunsch per E-Mail über einen neuen Blog-Eintrag informierte. Da gab es dann öfter spontane Kommentare. Wenn ich versuche, dieses Plug-In in diesem Blog zu aktivieren, wird mir alles zerschossen… Ich bin halt ein schlechter Administrator, kenne mich mit PHP und MySQL und ähnlichem Zeug nicht aus.

    Glückwunsch zu deiner Weil-Heilung. Da erkenne ich Parallelen zu meinem Credo. So wenig, wie man die gerade gültige deutsche Grammatik als absolut und unumstößlich ansehen sollte, so wenig sollte man mein Credo auf a l l e Lebensbereiche anwenden. Das wäre nämlich in der Tat beunruhigend. Mit solchen Vergleichen wie der Ehe, dem Profisport, der Prostitution oder dem Drogenhandel wollte ich allerdings ein wenig provozieren. So wie der Vogel Strauß bei F. K. Waechter, der einen Handstand macht, seinen Kopf im Sand vergraben hat und sich dabei denkt: „Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein“…

  3. hier meldet sich die untertanin der politikredaktion und weist die harsche kritik am kollegInnen-verhalten absolut und vehement zurück. nur weil hier seit neustem jungvolk beschäftigt wird, heißt das nicht, dass die keine ahnung von wirtschaft hätten – zumindest von der wirtschaft auf der ecke 😉

    und eine ökonomische ehe ist die, die man erst gar nicht eingeht… das ist genau wie mit den energiespar-elektrogeräten – die billigsten sind die, die man erst gar nicht anschafft. also mach ich jetzt die rechner aus und gehe heim…

  4. Liebe Marion,

    keineswegs wollte ich behaupten, die Kolleginnen und Kollegen in der Politik-Redaktion hätten keine Ahnung von Wirtschaft. Ich sage ja nur, dass sie Wirtschaftsthemen meistens mit sehr spitzen Fingern anfassen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Richtige Knallergeschichten wie z. B. Zumwinkels Vorliebe für Liechtenstein nimmt uns dann die Politik oder das Zeitgeschehen sowieso weg.

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