Influencer: Die Luft wird enger

Wer heutzutage einigermaßen geradeaus in ein Mikrofon oder eine Kamera stammeln kann, fühlt sich bald zum Influencer berufen. Ein Drittel aller zwischen 1997 und 2010 in Deutschland geborenen Menschen will seinen Lebensunterhalt als Influencer verdienen, sagen Studien. Das Institut der deutschen Wirtschaft warnt indes: Die Aufmerksamkeit des Pubkikums lässt sich nicht beliebig steigern.

Ach ja, Influencer im Internet: Gibt es doch da die schöne Erzählung, nach der Cristiano Ronaldo auf einer Pressekonferenz der Europameisterschaft 2021 durch das Beiseitestellen zweier Cola-Flaschen den Aktienkurs des weltbekannten Zuckerbrause-Produzenten aus Atlanta/Georgia einbrechen ließ. Seitdem ist klar, wie stark bekannte Persönlichkeiten den Ruf und dadurch die wirtschaftliche Situation einzelner Unternehmen beeinflussen können – im positiven wie im negativen Sinne.

Das Erfolgsrezept: Anders als herkömmliche Werbung wirken Empfehlungen von Influencern auf deren Follower wie ein freundschaftlicher Rat. Für die Unternehmen hinter dem Werbedeal heißt das: Kundenvertrauen ist fest eingebaut. Den werbenden Influencern bringen die gesponsorten Posts indes gutes Geld ein. Und die stetig steigenden Ausgaben für Influencer-Kampagnen legen den Schluss nahe, dass sich die moderne Marketingstrategie auch für die Firmen rentiert. Im Jahr 2021 gaben Unternehmen laut Influencer Marketing Hub weltweit mit fast 14 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viel für Influencer-Marketing aus wie noch zwei Jahre zuvor.

Na, das ist doch mal ein richtig dicker Wirtschaftsfaktor: Während 2018 nur zwölf Prozent der deutschen Unternehmen bereit waren, mehr als 100.000 Euro für Influencer-Marketing auszugeben, waren es 2020 bereits 25 Prozent. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft planten für das Jahr 2021 rund 45 Prozent der befragten Unternehmen, ihr Budget für Influencer-Marketing weiter zu erhöhen. Lediglich vier Prozent wollten weniger Geld als 2020 investieren.

Doch nicht nur die Nachfrage der Unternehmen nach werbenden Influencern wächst. Auch viele junge Menschen können sich mittlerweile vorstellen, ihr Geld über die sozialen Medien zu verdienen. Eine Umfrage von YouGov Deutschland unter den von 1997 bis 2010 Geborenen – auch bekannt als Generation Z – zeigt: Fast ein Drittel der Generation Z ist nach eigenen Angaben schon Vollzeit-Influencer oder möchte es werden, sechs Prozent der Befragten verdienten 2021 so bereits ihren Lebensunterhalt.

Auf Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok schießen Influencer derzeit immer noch wie Pilze aus dem Boden. Das Geschäftsmodell beruht natürlich einzig und allein auf der Neugierde und der Aufmerksamkeit ihrer Follower. „Aufmerksamkeit ist aber keine unendliche Ressource“, sagt Barbara Engels, Senior Economist für nachhaltige Digitalisierung beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. „Denn die Anzahl der Menschen, die eine Person wahrnehmen und mit denen sie interagieren kann, ist begrenzt. Das gilt auch für Influencer, die ihre Follower teilweise wie Freunde im Alltag begleiten. Mit höchstens 150 Menschen kann eine Person Studien zufolge in regelmäßigem Kontakt bleiben. Verwendet man diese Zahl für den deutschen Influencer-Markt, zeigen sich die Grenzen des Wachstums.“

Barbara Engels, Senior Economist für nachhaltige Digitalisierung beim IW in Köln (Quelle: IW )

Nicht jeder Influencer kann von seiner Arbeit in sozialen Medien leben. Erst ab einer Followerzahl von mindestens 20.000, eher noch 100.000, kann man davon ausgehen, dass ein Influencer damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Gäbe es im deutschen Markt nur mittelgroße Influencer mit 20.000 Followern, würde – unter Berücksichtigung der 150er-Regel – die Aufmerksamkeit der deutschen Internetnutzer ausreichen, um 543.000 Influencer im Markt zu halten, schreibt Barbara Engels in einer IW-Studie. Bereits jetzt verdienen laut Umfragen allein 500.000 Menschen der Generation Z ihren Lebensunterhalt als Influencer. Hinzu kommen noch Influencer anderer Generationen, und Influencer aus dem Ausland – unter diesen Annahmen dürfte der Markt als gesättigt angesehen werden.

Gleichzeitig ist die Branche in Bewegung: Neue Influencer gewinnen Follower, ältere verlieren sie, oder zumindest ihre Aufmerksamkeit. Eine längere Karriere als Influencer bestreiten zu können, ist nur den wenigsten vergönnt. Aber: Influencer sind nur ein Teil der Wertschöpfungskette. Unternehmen, die Influencer monetarisieren, ihnen eine Plattform bieten oder an Audio- und Videoinhalten mitarbeiten, sind Teil eines wachsenden Marktes. „Junge Menschen, die sich für eine Karriere als Influencer interessieren, sollten sich bei der Berufswahl eher an den angrenzenden Bereichen wie der IT-Branche orientieren“, rät IW-Digitalisierungsexpertin Barbara Engels. „Die Chancen stehen schlecht, dauerhaft als Influencer Geld zu verdienen.“

Übrigens, nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich mag viele Blogs und Vlogs, sie sind oft sehr unterhaltsam und auch nützlich, z.B. wenn Dir jemand erklärt, was in der chinesischen Gebrauchsanleitung steht oder wie man eine Artemide Tizio aus den 70er Jahren auf LED umrüstet. Die Betreiber haben einfach Spaß und vermutlich, wie das Finanzamt sagt, keine Gewinnerzielungsabsicht. Da sind immer nette Sachen dabei, aber ein ernstzunehmender Berufswunsch sollte das in meinen Augen für junge Menschen mit Perspektive auf die Zukunft nicht sein.

Surfen in der Bahn

Foto: Peter von Bechen / pixelio.de
Foto: Peter von Bechen / pixelio.de

 

Ja, es stimmt wohl: Wer im Alltag auf den Regionalverkehr der Deutschen Bahn angewiesen ist, hat ein schweres Los. Wer allerdings, so wie ich, nur gelegentlich im ICE durch die Republik kutschiert, wird ab und zu angenehm überrascht.

Denn in allen ICE’s, sowohl 1. als auch 2. Klasse, gibt es auf vielen Strecken kostenloses WLan. Und das funktioniert sogar. Einfach auf dem Smartphone, Tablet oder Notebook das WLAN-Netz „WIFIonICE“ auswählen, einen Browser öffnen, per Klick die Teilnahmebedingungen akzeptieren und lossurfen. „WLAN im Zug ist für viele Kunden mittlerweile so wichtig wie die Toilette“, soll der Ex-DB-Vorsitzende Rüdiger Grube mal gesagt haben.

Der Internetzugang wird über die Netze der deutschen Mobilfunkbetreiber vermittelt. Deren verfügbare Bandbreite ist begrenzt. Damit jeder einen Anteil nutzen kann, wird das frei verfügbare Datenvolumen beschränkt. Die DB hält sich nach wochenlangem Testbetrieb an die Faustregel: Für 80 Prozent der Fahrgäste ist das Volumen von 200 MB ausreichend. Kunden sollten unnötige Datennutzung wie etwa das Streamen von langen Videos möglichst vermeiden und automatische Downloads ausschalten. Damit reicht die Bandbreite zum Mailen, Chatten und Surfen.

Die Schnelligkeit der Verbindung ist natürlich davon abhängig, wie viele Fahrgäste zugleich das WLAN nutzen – und welche Bandbreite sie dabei in Anspruch nehmen. Deshalb hat die DB das Datenvolumen in der 2. Klasse auf 200 MB limitiert. Wenn jeder haushält, sind alle schneller unterwegs. Ein weiterer Grund für Schwankungen: Der Zug verfügt nicht über einen Kabelanschluss ins Internet wie ein Internet-Cafe oder die Privatwohnung mit seinem stabilen Datenfluss. Wenn man so will, ist jeder ICE ein riesiges Mobiltelefon. Antennen fangen die Signale der umliegenden Mobilfunkmasten ein. In einem zentralen Server im Zug stecken tatsächlich bis zu sechs handelsübliche SIM-Karten.

Dort wird der Datenstrom weiter verteilt auf zwei sogenannte Access Points pro Wagen, die vergleichbar sind mit dem WLAN-Router daheim. Mit einem dieser Zugangspunkte verbindet sich das Endgerät des Fahrgasts. Die Qualität der Internetverbindung hängt also davon ab, wie gut der Gesamtempfang des ICE ist. Und das ist nicht trivial. Denn bei Tempo 250 hat ein Zug oft nur zehn bis 60 Sekunden Kontakt zu einem bestimmen Sendemast – dann reißt die Verbindung wieder ab. Dazwischen muss natürlich schon die Verbindung zum nächsten Mast aufgebaut werden – seamless roaming nennen Techniker das, das nahtlose Weiterreichen an den nächsten Provider, ohne dass der Benutzer etwas davon merkt.

Ein Telekommunikationsanbieter allein kann dies nicht leisten, hat die bisherige Erfahrung gezeigt. Deshalb hat die DB nun Verträge mit drei Anbietern geschlossen: Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2, E-Plus). Das schließt die meisten Lücken und hat einen weiteren Vorteil: Auf vielen Streckenabschnitten sind Signale von allen drei Anbietern empfangbar – die Bandbreite addiert sich dann auf einen höheren Wert.

Die technischen Informationen zu diesem Angebot kann man viel besser hier nachlesen. Ich habe jedenfalls kürzlich eine angenehme Rückfahrt von Tutzing nach Siegburg genutzt, um mir auf meinem Tablet den Spielfilm-Klassiker Notting Hill anzugucken. Streifenfrei und ohne Unterbrechungen, vermutlich auch, weil es ein Sonntagnachmittag war und der Zug entsprechend mäßig besetzt.

Die Webseite wird 25 Jahre alt

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Foto: Tony Hegewald / pixelio.de

Das hat uns vor einigen Tagen der Branchenverband Bitkom in die Redaktion geschickt, der in Deutschland rund 2300 Unternehmen der digitalen Wirtschaft vertritt: „Vor 25 Jahren hat der britische Informatiker Tim Berners-Lee von der Schweiz aus die erste Webseite der Welt veröffentlicht. Am 13. November 1990 schaltete er die Homepage „info.cern.ch“ am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf frei.

Heute ist die eigene Homepage fast schon selbstverständlich. Dem Branchenverband Bitkom zufolge haben 86 Prozent der Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern ihren eigenen Web-Auftritt. Continue reading „Die Webseite wird 25 Jahre alt“