Bleibt Deutschland eine WLAN-Wüste?

In jedem Motel gibt's WLAN - nur in diesem nicht...
In jedem Motel gibt’s WLAN – nur in diesem nicht…

Der Bundestag hat am Donnerstag eine Gesetzesänderung beschlossen, von der sich viele Internet-Nutzer eine deutliche Erleichterung für öffentliche WLAN-Angebote versprechen. Zentraler Punkt bei der beschlossenen Änderung des Telemediengesetzes ist die Abschaffung der sogenannten Störerhaftung – einer typisch deutschen Spezialität. Bislang konnten nämlich Betreiber offen zugänglicher Funknetzwerke belangt werden, wenn Nutzer des WLAN-Angebots Rechtsverstöße begingen, zum Beispiel durch illegale Downloads. Dies soll nun nicht mehr möglich sein.

Auf den genauen Wortlaut der Gesetzesänderung hatte sich die Große Koalition in Berlin erst am Dienstag geeinigt. Ursprünglich war vorgesehen, dass WLAN-Anbieter „einfache Sicherheitsvorkehrungen“ wie ein Passwort oder eine Einverständniserklärung zum rechtskonformen Verhalten vorschalten müssen, um eine eigene Haftung für Verstöße von Nutzern auszuschließen. Diese Zugangshürden entfallen nun. Hotspot-Anbieter werden damit sonstigen Internetprovidern rechtlich gleichgestellt. Gegen den ursprünglichen Gesetzentwurf hatte es heftigen Protest gegeben. Unter anderem Verbraucher- und Handelsverbände hatten gefordert, die Störerhaftung komplett abzuschaffen.

Ein großer Wurf?

Sollte der Großen Koalition in Berlin also ausnahmsweise ein großer Wurf gelungen sein? Nein. Ob tatsächlich für WLAN-Betreiber die rechtliche Unsicherheit abgeschafft wird, daran habe ich erhebliche Zweifel. Continue reading „Bleibt Deutschland eine WLAN-Wüste?“

Bayer – vom Teufel geritten

Die Vorstandsetage des deutschen Chemiekonzerns Bayer scheint momentan vom Teufel geritten zu werden, vermute ich. Der Kauf des US-Konzerns Monsanto wird in die Hose gehen.

Bayer will Monsanto für 62 Milliarden Dollar kaufen, einen der bestgehassten Konzerne der Welt – und die biederen Leverkusener Chemiker bilden sich ganz offensichtlich ein, nichts von diesem Ruf werde auf sie abfärben. Was Umweltschützer von Monsanto halten, war am vergangenen Samstag in 250 Städten zu besichtigen: Insgesamt gab es Demonstrationen gegen Monsanto in über 40 Ländern, darunter in Mexiko, Argentinien, Kanada, den USA, den Niederlanden, Kroatien, der Schweiz und China. Die Demonstranten drückten ihren Unmut mit Bannern, Schildern und Aufrufen gegen das Herbizid „RoundUp“ aus, dessen Wirkstoff Glyphosat unter Verdacht steht, Krebs zu erzeugen.

Noch berühmter ist der US­Konzern allerdings für seinen rüden Umgang mit Landwirten, die sich nicht an die von Monsanto gesetzten Spielregeln in Sachen Saatgut halten. Der Konzern pfuscht wie kein anderer in den Genen von Nutzpflanzen herum, lässt sich von seiner PR­Abteilung dafür als Held im Kampf gegen den Hunger in der Welt feiern, während er tatsächlich Landwirte gnadenlos mit Patentklagen überzieht, wenn diese sich erdreisten, einen Teil der Ernte als Saatgut aufzubewahren, anstatt erneut bei Monsanto zu kaufen.

Kurz: Monsanto ist brutal stark im Geschäft mit Saatgut, hat aber in der Agrochemie wenig vorzuweisen außer Glyphosat, dessen Patentschutz allerdings längst abgelaufen ist. Bayer ist stark in der Agrochemie und schwach dort, wo Monsanto stark ist: beim Saatgut und in Amerika. Kein Wunder, dass die PRAbteilung von Bayer freudig flötet, der Erwerb von Monsanto würde „eine zwingende Gelegenheit darstellen, um eine Führungsposition in der globalen Landwirtschaft zu schaffen, während sich Bayer als Life­Science­Unternehmen langfristig in einer Wachstumsbranche festigt. Bayer will durch die Übernahme von Monsanto ein weltweit führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft werden.“

Drei Wetten gegen den Deal

Leute -­ wenn ich Bayer-­Aktien hätte, ich würde sie sofort verkaufen. Denn mindestens drei Gründe sprechen dafür, dass dieses Vorhaben gründlich in die Hose gehen wird. Erstens unterschätzen die Leverkusener bei weitem das hundsmiserable Image, das der US-­Konzern vor sich herträgt. Zweitens läuft Bayer Gefahr, sich finanziell schwer zu verheben. Ein Viertel der avisierten Kaufsumme will der Konzern selbst aufbringen. Woraus man messerscharf schließen kann, dass den Aktionären eine saftige Kapitalerhöhung droht, um sich neues Kapital zu verschaffen. Für die restliche Finanzierung des Mammut­Deals sollen Banken aufkommen. Eine Fremdfinanzierung von 75 Prozent bedeutet also, dass die Leverkusener für den Erwerb von Monsanto gewaltige Schulden aufnehmen müssen. Dies wiederum wird die Ratingagenturen auf den Plan rufen, die vermutlich die Bonität des Leverkusener Konzerns herabstufen werden ­ was wiederum die Kosten der Fremdfinanzierung in die Höhe treiben wird. Mit anderen Worten: Der Deal ist viel zu teuer.

Der dritte Grund für ein mögliches Scheitern dieser Ehe ist das Gesetz der Serie. Denn viele Fusionsvorhaben scheitern an der Politik, an der grundsätzlich verschiedenen Mentalität der Beteiligten, an ausbleibenden Synergie-­Effekten oder an exorbitant hohen Kosten für den Konzernumbau. Man braucht in Deutschland in solchen Fällen nur an Daimler und Chrysler zu erinnern, um Aktionäre zu warnen. Viele Bayer­-Aktionäre übrigens scheinen von diesem Deal auch nicht viel zu halten -­ der Kurs der Aktie kennt seit Tagen nur eine Richtung: die nach unten.

Wie, es betrügen nicht alle?

Foto: Gabi Eder / pixelio.de
Foto: Gabi Eder / pixelio.de

Folgende dpa-Meldung geht gerade über den Ticker: „Das Verkehrsministerium hat bestätigt, dass bei Abgas-Tests im Zuge der Diesel-Affäre 30 von 53 untersuchten Autos zu viel CO2 ausgestoßen haben. Das Kraftfahrtbundesamt sei mit weiteren Prüfungen beauftragt, es werde einen umfassenden und transparenten Bericht geben, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Um welche Modelle es sich handelt und ob deutsche oder ausländische Autos betroffen sind, sagte sie nicht. Offen blieb auch, wann der Bericht veröffentlicht werden soll.“

Sollten etwa nicht alle betrügen?

Leute, ich weiß ehrlich nicht, warum das eine Nachricht sein soll. Jeder weiß, dass die Autohersteller Verbrauchstests unter völlig unrealistischen Bedingungen machen, jeder weiß, dass man den Angaben zum Durchschnittsverbrauch in den Hochglanzprospekten getrost mindestens einen Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer dazu rechnen kann. Da der CO2-Ausstoß direkt proportional zum Kraftstoffverbrauch ist, muss folglich auch jeder wissen, dass die Angaben zum CO2-Ausstoß geschönt sind. Selbst Beamte im Verkehrsministerium sollten das wissen. Da uns jeder Autohersteller betrügt, ist die eigentliche Nachricht, dass nur bei 30 von 53 Modellen gelogen worden sein soll!

Wer verdient an Glyphosat?

Würde die Zulassung für Glyphosat in der EU nicht verlängert, wären deutsche Unternehmen kaum betroffen. Der Chemiekonzern Bayer stellt diesen Wirkstoff überhaupt nicht her und verweist darauf, dass es in der Bayer-Produktreihe „Bayer Garten“ zahlreiche glyphosatfreie Alternativen gibt. BayerCropScience sei nicht Hersteller, sondern lediglich Vertreiber dieses Wirkstoffes, so eine Sprecherin, der im übrigen „gemessen am gesamten Pflanzenschutzmarkt nur eine untergeordnete Rolle im Bereich Haus-und Kleingarten spielt“.

Auch der zweite große deutsche Chemiekonzern BASF zählt sich nicht zu den Herstellern von Glyphosat. Allerdings fertigt der Konzern in seinem Stammwerk in Ludwigshafen einen wichtigen Grundstoff zur Herstellung von Glyphosat: Isopropylamin: „Isopropylamin (auch Monoisopropylamin, MIPA) ist ein vielseitiges Zwischenprodukt für vielfältige Anwendungen. Die wichtigsten Anwendungen finden sich im Bereich der Agrochemie: MIPA bewährt sich bei der Herstellung von Glyphosat, Atrazin und anderen Triazin-Herbiziden usw. Neben dieser Agrochemie-Anwendung wird MIPA auch für die Herstellung von Tensiden und Pharma-Wirkstoffen verwendet“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens.

Das Handelsblatt vermutet sogar, dass die beiden deutschen Konzerne möglicherweise davon profitieren würden, wenn Glyphosat stärker unter Druck käme. Denn in diesem Fall müssten die Landwirte verstärkt auf andere Herbizide zurückgreifen.

Hauptproduzent: Monsanto

In einer Studie des Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von 2013 heißt es: „Die Hälfte der weltweit vertriebenen Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat geht auf das Konto von Monsanto.“ Tatsächlich hat sich 1971 der amerikanische Saatgut- und Gentechnik-Konzern Monsanto den Wirkstoff Glyphosat als Herbizid patentieren lassen. Nach Ablauf des Patentschutzes haben sich auch andere Hersteller auf die Produktion und Vermarktung von Glyphosat verlegt. Zur Zeit stellen laut Medienberichten knapp 100 Firmen dieses Unkrautvernichtungsmittel her, knapp die Hälfte der Weltproduktion kommt aus China.

Zur Zeit ist die Branche der Agrochemie mal wieder heftig in Bewegung, die Phantasie über mögliche Fusionen und Allianzen kennt kaum Grenzen. So gab es in der vergangenen Woche Medienberichte, wonach sowohl BASF als auch Bayer eine Übernahme von Monsanto prüfen würden.

Branche im Konsolidierungsfieber

Auslöser dieser neuen Spekulationswelle war die Ankündigung der beiden US-Konzerne Dow und Dupont im Dezember 2015, mit einer Fusion einen neuen Marktführer im Bereich der Agrochemie zu formen. Wenig später folgte das chinesische Unternehmen ChemChina mit der Übernahme des Schweizer Konzerns Syngenta, der wiederum zuvor eine Offerte von Monsanto abgewehrt hatte.
„Für die beiden deutschen Konzerne wäre eine Kombination mit Monsanto eine naheliegende Antwort auf die Konsolidierungsmanöver der Konkurrenz“, vermutet das Handelsblatt. Allerdings sind beide Konzerne nicht in der Lage, jene 60 Milliarden Dollar aufzutreiben, die Monsanto Experten zufolge kosten dürfte. Und: Würde Glyphosat in der EU nicht mehr zugelassen, verlöre Monsanto seinen Hauptumsatzbringer im Pflanzenschutzgeschäft und könnte kaum noch die Kapitalkosten für die Übernahme einspielen. Zudem will sich keiner freiwillig einen der meistgehassten Konzerne der Welt einverleiben und glauben, dieses üble Image werde nicht auf den eigenen Ruf abfärben.

WLAN-Wüste Deutschland

Gerade mal vier von zehn (39 Prozent) Internetnutzern gehen außerhalb der eigenen vier Wände per WLAN ins Netz. Das hat eine repräsentative Umfrage des deutschen IT-Branchenverbandes BITKOM ergeben. Selbst von den Smartphone-Besitzern gehen nur 45 Prozent außerhalb der eigenen Wohnung per WLAN ins Internet. Dagegen nutzen vier von fünf (80 Prozent) Smartphone-Besitzer den Internetzugang per Mobilfunk, zum Beispiel mit UMTS oder LTE. „Öffentliche WLAN-Zugänge fristen in Deutschland ein Nischendasein“, sagt BITKOM-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Trotz einer insgesamt guten Versorgung mit mobilen Internetzugängen bremst die geringe WLAN-Nutzung die digitale Entwicklung.“

Ein Grund dafür sind die restriktiven gesetzlichen Haftungsregeln, die viele potenzielle Hotspot-Betreiber, zum Beispiel Café- oder Restaurant-Besitzer, abschrecken. Wer mit einem Bein im Gefängnis steht, wenn er seinen Gästen Zugang zu seinem WLAN gewährt, der überlegt sich das eben zweimal. Neben der geringen Verfügbarkeit öffentlicher WLAN-Zugänge führen die Regelungen zu umständlichen Anmeldeprozeduren. Laut Umfrage hält gut ein Drittel (35 Prozent) die Einwahl in öffentliche WLAN-Hotspots für zu kompliziert.

Der Branchenverband BITKOM hält es für „mehr als fraglich, ob der aktualisierte Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der so genannten Störerhaftung eine stärkere WLAN-Nutzung im öffentlichen Raum zur Folge haben wird“. So sollen die WLAN-Betreiber unter bestimmten Voraussetzungen von der Störerhaftung befreit werden. Statt der viel kritisierten Verschlüsselung des Zugangs sind nun „angemessene Sicherungsmaßnahmen“ gefordert. Allerdings laufen diese bei der Anmeldung in einem öffentlichen WLAN auf die unpraktische Vergabe von Zugangscodes oder eine aufwendige Registrierungspflicht hinaus. „Es sollte reichen, für die Freischaltung in einem öffentlichen WLAN auf einem Portal die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu bestätigen“, meint Bernhard Rohleder. Dieses einfache Verfahren habe sich in den letzten Jahren bewährt.

Nach den Ergebnissen der Umfrage sind Hotels der beliebteste Ort für die Nutzung von WLAN außerhalb der eigenen Wohnung. Fast neun von zehn (88 Prozent) WLAN-Nutzern gehen mit ihren Mobilgeräten in Hotels ins Internet. Je drei Viertel surfen in Cafés und Restaurants (77 Prozent) per WLAN sowie in der Wohnung von Freunden oder Verwandten (76 Prozent). Knapp die Hälfte (49 Prozent) nutzt WLANs in öffentlichen Verkehrsmitteln und 41 Prozent auf Flughäfen oder Bahnhöfen. 40 Prozent der WLAN-Nutzer surfen in öffentlichen Einrichtungen, zum Beispiel Hochschulen oder Bibliotheken, und 36 Prozent in Freizeiteinrichtungen.
Foto: Joerg Trampert/pixelio.de

USA mal anders

Carpe-Diem
Nett, wie man die USA ökonomisch mal anders darstellen kann: Der Ökonom Mark Perry, der in den USA den Carpe Diem – Blog betreibt, hat für die Wirtschaftskraft der US-Bundesstaaten jeweils ein Pendant unter den souveränen Staaten dieser Welt gesucht.

Kaliforniens Wirtschaft, die größte der USA, kann sich demnach mit Brasilien messen, Texas erwirtschaftet so viel wie Australien und New York kann sich mit Spanien vergleichen. Es gibt allerdings auch enorme Unterschiede in der Wirtschaftskraft. So ist die Wirtschaftsleistung von Conneticut in etwa so hoch wie die von Griechenland, Utah kann man mit Bangladesh vergleichen und Alaska hat wirtschaftlich gesehen in etwa die Größe von Luxemburg.

Dem Fluglärm auf der Spur

Wer die Starts und Landungen am Köln-Bonner Flughafen verfolgen will, kann das jetzt bequem vom Schreibtisch aus – über das Internet. Unter dieser Adresse findet sich eine Karte, die die Flugbewegungen mit zehn Minuten delay zeigt. Die grünen Punkte sind Stationen zur Messung des Lärmpegels. Im Vorbeiflug werden diese Punkte gelb oder manchmal rot, dann war’s zu laut.