Ein Zollkrieg kennt nur Verlierer

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Ein ausgeweiteter Zollkrieg würde sowohl China als auch den USA erheblich schaden. Chinas Exporte in die USA könnten um 171,3 Milliarden Euro zurückgehen, die US-Exporte nach China um 51 Milliarden Euro, wenn beide Seiten Zölle von 25 Prozent auf alle Waren erheben würden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Münchener Ifo-Instituts.

 

Die Ifo-Forscher Gabriel Felbermayr und Marina Steininger schreiben, „China würde in absoluten und relativen Zahlen viel mehr verlieren als die USA“. Zölle von 25 Prozent auf den Warenwert würden die US-Wirtschaftsleistung um 9,5 Milliarden Euro senken, die chinesische sogar um 30,4 Milliarden Euro.

Ein derartiger Handelskrieg würde die Wertschöpfung in der US-Industrie um 0,6 Prozent steigern, in der Landwirtschaft jedoch um 1,22 Prozent senken. In China würde die Wertschöpfung der Industrie um 0,8 Prozent sinken. Obwohl US-Präsident Donald Trump dann einen Erfolg beanspruchen könnte beim Schließen der Handelslücke mit China, würde das Defizit mit Europa größer und könnte transatlantische Spannungen zur Folge haben, schreibt das Ifo-Institut. Auch im Handel mit der EU sieht Trump die USA benachteiligt und droht deswegen mit Sonderzöllen auf Autoimporte.

Zuletzt hat es allerdings Fortschritte bei den Verhandlungen gegeben, und Donald Trump hat auch die Möglichkeit einer Verlängerung der Verhandlungen angedeutet, die eigentlich zum 1. März beendet sein sollten. Trump stört sich am hohen US-Defizit im Warenaustausch mit China und wirft der Volksrepublik unfaire Handelspraktiken vor. Ohne Einigung droht Trump mit einer weiteren Verschärfung der Importabgaben.

Bereits die derzeitigen US-Strafzölle und chinesischen Gegenzölle senken laut den Ifo-Forschern die US-Exporte nach China um 37,1 Milliarden Euro und die US-Wirtschaftsleistung um 2,6 Milliarden Euro. Chinesische Exporte in die USA würden sogar um 52,1 Milliarden Euro sinken, was das Land 5,7 Milliarden Euro seiner Wirtschaftsleistung koste. Europa hingegen könnte seine Wirtschaftsleistung um 345 Millionen Euro steigern. „Die gegenwärtigen Zölle und Gegenzölle verbessern die US-Handelsbilanz mit China leicht“, erläutern Felbermayr und Steininger. „Wenn das Ziel Trumps ist, die Handelspolitik zu benutzen, um den wirtschaftlichen Abstand zu China zu vergrößern, könnte der Zollkrieg helfen. Aber wie in jedem Krieg ist eine solche Strategie begleitet von hohen Kosten. Denn die US-Handelsbilanz mit Europa würde sich verschlechtern.“ Wer die Studie mit dem Titel „Trump’s trade attack on China – who laughs last?“ lesen möchte, findet sie hier, allerdings auf englisch.

Die fetten Jahre und die schwarze Null

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Der Staat hat im vergangenen Jahr dank hoher Steuereinnahmen einen Rekordüberschuss von 58 Milliarden Euro erzielt. Das hat das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitgeteilt – und damit frühere Angaben leicht nach unten korrigiert. Demnach nahm die Öffentliche Hand (Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen) 1,543 Billionen Euro ein und gab 1,485 Billionen Euro aus. Das ist absolut gesehen immer noch der höchste Überschuss, den der Staat seit der deutschen Wiedervereinigung erzielt hat. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen (3,386 Billionen Euro) ergibt sich daraus für den Staat eine Überschussquote von 1,7 Prozent.

Die Einnahmen legten im Vergleich zu 2017 mit 4,7 Prozent „deutlich“ zu, schreiben die Wiesbadener Statistiker, stärker als die Ausgaben, die um 3,2 Prozent wuchsen. Zu verdanken war das zum großen Teil den Einkommen- und Vermögensteuerzahlungen, sie stiegen um 5,7 Prozent. Die gute Arbeitsmarktlage führte auch zu einem kräftigen Anstieg von 4,3 Prozent bei den Sozialbeiträgen. Den höchsten Überschuss erzielte laut Statistik der Bund mit 17,9 Milliarden Euro. Die Sozialversicherungen schlossen das Jahr mit einem Plus von 14,9 Milliarden Euro ab. Den Kommunen blieb ein Überschuss von 14,0 Milliarden Euro, den Ländern 11,1 Milliarden Euro.

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte zu Jahresbeginn gesagt, die „fetten Jahre“ seien vorbei. Wie passt das zusammen? Wir sind zwar auf der Liste der reichsten Länder auf Platz vier und haben einen gigantischen Exportüberschuss, aber Olaf Scholz wird doch sicher einen Grund haben, den Zeigefinger zu erheben? Und tatsächlich: Trotz Rekordeinnahmen des Staates wird demnächst vermutlich wieder ein Loch im Haushalt des Bundes klaffen. Neben einer abflauenden Konjunktur und abgesenkten Wachstumsprognosen (von 1,8 auf 1,0 Prozent bis 2020), was die Steuereinnahmen nicht mehr so üppig sprudeln lassen wird, schlagen auch Milliardenprojekte der großen Koalition zu Buche. In den kommenden Jahren (bis 2023) fehlen nach Angaben des Finanzministeriums 25 Milliarden Euro. Eine Sprecherin von Scholz sagte, die „schwarze Null“ stehe nicht zur Debatte.

Koalitionskonflikte um das knappe Geld stehen also an, gerade weil weitere Milliardenprojekte wie der Kohleausstieg und höhere Verteidigungsausgaben geplant sind. Die Unionsparteien planen außerdem Entlastung von Unternehmen oder die vollständige Abschaffung des „Soli“. Da ist es wohl an der Zeit, mal wieder einen Kassensturz vorzunehmen. Was geht, was geht nicht? Derzeit wird der Haushalt für 2020 und die Finanzplanung bis 2023 aufgestellt, beides soll vom Kabinett am 20. März beschlossen werden. Wegen der Engpässe darf es neue Ausgaben nur geben, wenn an anderer Stelle von den Ministerien gespart wird. Scholz in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Wir können uns fast alles leisten – aber nicht alles gleichzeitig.“

Pause für den Weltmeister

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Na bitte: Deutschlands Überschuss in der Leistungsbilanz ist das dritte Jahr in Folge gefallen. Damit gehen allen Kritikern, die Deutschlands Exportstärke als unverhältnismäßig und schädlich für andere Volkswirtschaften geißeln, langsam die Argumente aus.

 

Der Überschuss verringerte sich im vergangenen Jahr auf 7,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, nach 7,9 Prozent im Jahr 2017, 8,5 Prozent 2016 und dem Hochpunkt von 8,9 Prozent im Jahre 2015, berichtet das Münchner !fo-Institut. Die EU hält höchstens sechs Prozent für langfristig tragfähig.

Der Rückgang ist auf zwei Ursachen zurückzuführen: Einmal sank der Überschuss beim Warenexport gegenüber Europa, weil Deutschland im vergangenen Jahr mehr aus seinen Nachbarländern importiert hat. Außerdem nahm die Jahreswirtschaftsleistung einschließlich Inflation recht kräftig zu – nämlich um 3,4 Prozent. Damit verringert sich der Exportanteil automatisch, selbst wenn er in absoluten Zahlen gleich bliebe.

Allerdings dürfte Deutschland im Jahr 2018 immer noch das Land mit dem weltweit größten Leistungsbilanzüberschuss sein, wie schon in den beiden Jahren zuvor. Mit 294 Milliarden US-Dollar (249 Milliarden Euro) liegt der deutsche Wert vor Japan, das einen Überschuss von 173 Milliarden US-Dollar aufweist, was 3,5 Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung entspricht.

Auf Rang drei folgt neuerdings Russland mit rund 116 Milliarden US-Dollar (7,0 Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung). Dagegen dürften die USA wieder das Land mit dem größten Leistungsbilanz-Defizit sein mit etwa 455 Milliarden US-Dollar, was aber nur 2,3 Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung entspricht. Continue reading „Pause für den Weltmeister“

Deutsche kleben am Bargeld

Das werden Visa, Mastercard und Co. nur ungern hören: Mit Bargeld bezahlen ist in Deutschland im Gegensatz zu unseren Nachbarländern immer noch gute alte Tradition – und nicht nur das – es ist auch oft schneller und kostengünstiger als der Griff zur Kredit- oder EC-Karte.

Ausgerechnet das von Kritikern als umständlich gescholtene Bargeld ist einer Studie zufolge vergleichsweise schnell. An der Ladenkasse sei die Barzahlung noch immer das schnellste und kostengünstigste Zahlungsmittel, sagt Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Das gilt teilweise sogar im Vergleich zum kontaktlosen Bezahlen mit der Karte quasi im Vorbeigehen – obwohl man in der Schlange an der Ladenkasse oft genug Menschen erlebt, die umständlich in ihren Geldbörsen nach den passenden Münzen suchen.

Eine durchschnittliche Barzahlung an der Ladenkasse dauert gut 22 Sekunden und kostet rund 24 Cent je Transaktion. Das hat eine Untersuchung der Deutschen Bundesbank und des Kölner Handelsinstitutes EHI Retail ergeben. Zahlungen mit Scheinen und Münzen sind damit rund sieben Sekunden schneller als mit Karte und Eingabe der PIN, beim Einsatz der Karte mit Unterschrift sind es sogar 16 Sekunden.

Ausgewertet wurden mehr als 3000 Bezahlvorgänge in 15 Geschäften im Herbst und Sommer 2017. Mittlerweile kann man in Deutschland in fast allen Supermärkten auch mit dem Smartphone oder der Karte kontaktlos seine Rechnung begleichen. Die Studie berücksichtigte diese Entwicklungen durch eine Simulation. Demnach dauert das kontaktlose Bezahlen mit Karte bei Beträgen bis 25 Euro, für die in der Regel keine PIN eingegeben werden muss, nur 15 Sekunden. Größere Summen werden dagegen weiterhin im Schnitt in knapp 30 Sekunden beglichen.

Für den Einzelhandel sind die Kosten pro Transaktion enorm wichtig. Will ein Einzelhändler seinen Kunden alle Möglichkeiten des bargeldlosen Bezahlens bieten, muss er mit den Kartenanbietern zusammenarbeiten – und die verlangen führ ihre Dienstleistungen Gebühren, die sich am Umsatz orientieren. Verlangt zum Beispiel ein Kartenanbieter für seinen Service ein Prozent vom Umsatz, so mutet das auf den ersten Blick zwar recht bescheiden an. Doch wenn man weiß, dass zum Beispiel die Umsatzrendite im deutschen Lebensmitteleinzelhandel bei einem Prozent liegt, dann werden die Dienstleistungen von American Express und Co. schnell uninteressant. Continue reading „Deutsche kleben am Bargeld“

Influencer – die digitalen Prostituierten?

Sie treiben sich auf Instagram, Facebook und YouTube herum und kaum ein Mensch, der älter als 30 Jahre ist, kennt sie: Influencer. Doch das Wort selbst ist viel älter als die sozialen Medien. Im Jahr 2017 wurde nicht nur das übliche Wort des Jahres und das Unwort des Jahres gekürt, sondern erstmals auch der „Anglizismus des Jahres“.

Im Englischen steht „influence“ für „beeinflussen“. Als Influencer werden Menschen bezeichnet, die wegen ihrer großen Reichweite in sozialen Medien die öffentliche Meinung stark mitgestalten. Oft lassen sie ihre Fans auf ihren Instagram-, YouTube- oder Facebook-Kanälen an ihrem Alltag teilhaben und präsentieren dabei Marken und Produkte. Trotzdem sei das Wort keine Neuschöpfung, hatte damals die Jury betont. Im Englischen werde es bereits seit dem 17. Jahrhundert verwendet. Und zwar als Bezeichnung für Personen mit institutioneller Macht wie Staats- und Kirchenoberhäupter.

Jetzt aber nimmt die Diskussion, was Influencer im Netz dürfen und was nicht, volle Fahrt auf. Denn die Instagram-Berühmtheit Cathy Hummels wehrt sich vor Gericht gegen den Vorwurf unerlaubter Werbung. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, sagt die Ehefrau von Fußballprofi Mats Hummels. Der Verband Sozialer Wettbewerb hat sie verklagt, verhandelt wird am Münchner Landgericht. Das Urteil soll am 29. April fallen. Hummels wurde abgemahnt, weil sie in Instagram-Beiträgen für ihre 465 000 Follower die Hersteller ihrer Schuhe und Bekleidung genannt und die Webseiten der Unternehmen verlinkt hatte. Bei diesen Beiträgen geht es ausschließlich um Produkte, für die die Spielerfrau nach eigenen Worten keinerlei Gegenleistungen erhalten hat. Der in Berlin ansässige Verband wirft ihr jedoch unerlaubte Werbung vor. Hummels betont dagegen: „Ich mache das alles ehrlich und transparent.“ Ihr Argument: Ohne Gegenleistung der Hersteller könne es sich auch nicht um Werbung handeln. Continue reading „Influencer – die digitalen Prostituierten?“

Hunderttausend Jobs weg?

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Bei einem Brexit ohne Kompromiss- und Auffanglösung sind mehr als 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Die Ökonomen Hans-Ulrich Brautzsch und Oliver Holtemöller vom IWH und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hätten in einer Analyse den „harten Brexit“ durchgespielt und die Effekte bis auf einzelne Landkreise und kreisfreie Städte in Deutschland heruntergebrochen, schreibt das Blatt.

Die Bundesrepublik als ökonomisches Kernland der EU und als große Exportnation hätte unter dem Austritt besonders zu leiden, schreiben die Autoren der Studie. „In keinem anderen Staat ist der Effekt auf die Gesamtbeschäftigung so groß wie in Deutschland, wo rund 100.000 Personen betroffen sind.“ Continue reading „Hunderttausend Jobs weg?“

Sind die fetten Jahre vorbei?

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Für viele Arbeitnehmer war 2018 ein gutes Jahr, schreibt die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in ihrer neuesten Tarifbilanz für das Jahr 2018. Demnach sind die Tariflöhne- und -gehälter im vergangenen Jahr im Schnitt um 3,0 Prozent gestiegen. Zieht man von diesem Zuwachs die Inflationsrate des vergangenen Jahres ab, bleibt unterm Strich immer noch ein realer Lohnzuwachs von 1,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Lohnentwicklung damit deutlich an Dynamik gewonnen, heißt es in der Untersuchung.

„Mit der Tarifrunde 2018 haben die Gewerkschaften nicht nur kräftige Lohnzuwächse durchgesetzt, sondern auch eine Renaissance der tariflichen Arbeitszeitpolitik eingeleitet“, schreibt der Leiter des gewerkschaftlichen Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Denn in einer Reihe von Branchen, von der Metall- und Elektroindustrie bis zur Deutschen Post AG, sei erstmalig die Möglichkeit geschaffen worden, dass Beschäftigte auf einen Teil der vereinbarten Lohnerhöhung verzichten und stattdessen zusätzliche freie Tage wählen können.

Allerdings gab es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Am höchsten fiel 2018 die jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 5,2 Prozent im boomenden Bauhauptgewerbe aus. Am wenigsten stiegen die Tariflöhne und -gehälter bei den Banken mit 1,3 Prozent und in der Textilindustrie mit 1,2 Prozent. Insgesamt bedeute die aktuelle Tariflohn-Entwicklung eine „Umverteilung zugunsten der Arbeitseinkommen“, meint Schulten. Denn der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen steige damit wieder an.

Wenn Ihr mich fragt, verdienen deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer noch zu wenig. Continue reading „Sind die fetten Jahre vorbei?“