Die Dispo-Falle

Um 41,6 Milliarden Euro haben die Deutschen ihr Girokonto überzogen – und das nur in einem einzigen Monat, dem Mai 2010. Während die Banken für Guthaben nichts oder magere ein bis 1,5 Prozent bieten, langen sie bei den Überziehungszinsen und Dispokrediten im Schnitt mit elf, in der Spitze sogar mit über 14 Prozent hin. „Obszön“, bezeichnet Jenny Mansch in der Monatszeitung Publik der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di diese Zinsdifferenz. Besonders frech sind die ach so mittelstandsfreundlichen Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken: 21 ihrer Institute liegen über 14 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Zuge der Finanzmarktkrise von 4,25 Prozent im Oktober 2008 auf ein historisches Tief von ein Prozent im Mai 2009 gesenkt. Dort steht er bis heute. Verbraucherschützer halten deshalb eine einfache Formel für angemessen: Leitzins plus fünf Prozent Aufschlag. Die Banken sollen also nicht mehr als fünf Prozent an der Notsituation ihrer Kunden verdienen dürfen.

Im Juli hat der Bundestag die Verbraucherkreditrichtlinie der Europäischen Union übernommen. Seitdem müssen die Banken ihren Dispozins an einen Referenzwert koppeln, etwa den Leitzins der EZB. Das befolgen die natürlich gerne und reiben sich die Hände. Gute Idee, falscher Zeitpunkt: Denn bei einem historisch niedrigen Leitzins kann es nur nach oben gehen. Die Stiftung Warentest hat rund 1200 Institute zu ihren Dispozinsen befragt. 300 haben erst gar nicht geantwortet. Hier die vollständige Übersicht.

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