Fünf Weise kappen Prognose

Na klar, das war zu erwarten: Nachdem schon diverse Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Jahresprognose für das Jahr 2019 erheblich gesenkt haben, revidiert auch der Sachverständigenrat (SVR) seine Vorhersage für das laufende Jahr – freilich nicht ohne der Bundesregierung wieder kluge Ratschläge zu geben.

 

Die Nachfrage aus dem Ausland nach Produkten made in Germany sinkt, die Unternehmen hierzulande arbeiten vielfach am Anschlag und es fehlen Arbeitskräfte. Deshalb erwartet der SVR für 2019 nur noch Zuwachsraten des realen BIP von 0,8 Prozent  – aber immerhin im nächsten Jahr schon wieder einen Zuwachs von rund 1,7 Prozent.

Das Expansionstempo der deutschen Volkswirtschaft habe merklich nachgelassen, konstatieren die so genannten fünf Wirtschaftsweisen. Vorübergehende Produktionsprobleme in der Automobil- und Chemieindustrie seien für mitverantwortlich gewesen. Gleichzeitig habe sich die „Grunddynamik“ der deutschen Wirtschaft verlangsamt. Nachfrageseitig gehe dies vor allem auf eine deutlich schwächere Exportnachfrage aus wichtigen Absatzmärkten zurück. Angebotsseitig spielten die in vielen Branchen erreichten Kapazitätsgrenzen und bestehenden Arbeitskräfteengpässe eine Rolle.

„Die Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft ist vorerst vorüber“, sagt Christoph M. Schmidt, Vorsitzender des SVR. Aber immerhin: „Eine Rezession ist angesichts der robusten Binnenkonjunktur aktuell nicht zu erwarten.“ So dürfte auch die Anzahl der Erwerbstätigen weiter steigen und die Lohndynamik hoch bleiben. Insbesondere vom privaten Konsum, den Bauinvestitionen und dem Staatssektor dürften im Jahr 2019 positive Wachstumsbeiträge ausgehen.

Für die übrigen Mitgliedstaaten des Euro-Raums zeichnet sich aus Sicht des SVR ebenfalls eine schwächere Entwicklung ab. Er senkt seine Prognose für die Zuwachsrate des realen BIP im Euro-Raum für das Jahr 2019 auf 1,2 Prozent. Für das kommende Jahr wird ein Zuwachs in Höhe von 1,4 Prozent erwartet.

Die Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung seien derzeit sehr hoch. Neben dem unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen trügen dazu vor allem die ungelösten Handelskonflikte zwischen den Vereinigten Staaten, Europa und China sowie die Gefahr einer stärker als erwarteten Wachstumsabschwächung in China bei. Angesichts der bereits nachlassenden weltwirtschaftlichen Dynamik hätte eine Spirale aus protektionistischen Maßnahmen das Potenzial, die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten zu lassen. Für das Jahr 2020 erwarten die Wirtschaftsweisen dennoch wieder ein deutlich kräftigeres Wachstum um etwa 1,7 Prozent.

Die deutsche Wirtschaft war im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent gewachsen. 2017 hatte das BIP um 2,2 Prozent zugelegt. Die fünf Weisen kritisierten, dass die Bundesregierungen in den guten Jahren seit 2009 nicht genügend finanzielle Polster geschaffen hätten. Steuerpolitische Maßnahmen hätten die Regierungen nur ergriffen, wenn sie vom Bundesverfassungsgericht dazu gezwungen worden seien. So sei die kalte Progression nur leicht korrigiert worden, die durchschnittliche Steuerbelastung für Unternehmen sei nach oben gegangen. Jetzt bestehe Handlungsbedarf.

Die Wirtschaftsweisen forderten wie schon in den Jahren zuvor eine Senkung der Unternehmenssteuern, um diese Besteuerung „auf ein internationales Niveau zu führen“. Auch müsse der Solidaritätszuschlag, wie bei der Einführung versprochen, vollständig abgeschafft werden. Ein Konjunkturprogramm sei aber „nicht angezeigt“. Dennoch sollte die Regierung vorbereitet sein, sollte die Konjunktur weiter abstürzen.

Langfassung der Prognose als PDF gibt es hier.

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