Oh weh. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi will sich zum Retter in der Finanzkrise aufschwingen. Anfang Juli ist er Gastgeber des nächsten G8-Gipfels. Sein Vorgänger Romano Prodi hatte dafür die Inselgruppe La Maddalena zwischen Sardinien und Korsika ausgesucht. Aber Berlusconi wäre nicht Berlusconi, wenn er nicht viel bombastischere Pläne hätte. Er würde viel lieber mit seinen sechs Kollegen und Frau Merkel auf der MSC Fantasia im Mittelmeer herum schippern. Das ist ein 333,3 m langes Kreuzfahrtschiff, das einer neapolitanischen Reederei gehört und unter panamaischer Flagge fährt. Vielleicht möchte er ja seinen Gästen zeigen, wie sauber Neapel geworden ist?
Spaß beiseite – ich glaube, die G8 haben sich endgültig überlebt. Das hat sogar das Auswärtige Amt gemerkt. Auf dessen Webseite heißt es: „Die internationalen Gewichte haben sich verschoben, hin zu Asien und anderen Schwellenländern. Deshalb müssen internationale Formate angepasst werden, um die Probleme des 21. Jahrhunderts zu lösen. Bundesaußenminister Steinmeier hat mehrmals auf die Bedeutung hingewiesen, die bestehenden Formate globaler Abstimmung zu öffnen und zu erneuern. Die G8 müssten erweitert werden.“
Wohl wahr. Man kann es auch anders ausdrücken: Die G8 haben sich überlebt. Sie repräsentieren zwar zwei Drittel der Weltwirtschaftsleistung, aber nur 14 Prozent der Weltbevölkerung. In der Gruppe der Zwanzig sind dagegen fast 90 Prozent der Weltwirtschaftsleistung und zwei Drittel der Weltbevölkerung vertreten. Unter ihnen viele Schwellenländer, die von der Finanzkrise besonders hart betroffen sind. Ihre Exportmärkte brechen zusammen, die Überweisungen ihrer Gastarbeiter bleiben aus, ausländisches Kapital wird abgezogen und unter europäischen und amerikanischen Rettungsschirmen geparkt. Soziale Unruhen rund um den Globus könnten die Folge sein. Darauf haben die G8 bestimmt keine Antworten.
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