Kein Wahlkampffieber im Netz

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Der Wahlkampf im Web 2.0 ist voll im Gange. Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier buhlen auf Facebook um jeden Unterstützer, die CDU hat auf Youtube ein eigenes TV-Portal, und die Kampfrede Steinmeiers vom letzten SPD-Parteitag kann man sich ebenfalls bei Youtube reinziehen. Stolz geben Parteien und Kandidaten kund, wie viele Unterstützer sie bereits gesammelt haben: Auf der Wahlkampf-Website der SPD waren es am heutigen Mittwoch gut 15.500, bei der CDU gut 17.700. Alle versuchen, es dem Vater aller Internet-Wahlkämpfe nachzumachen, dem US-Präsidenten Barack Obama.

Doch ob die Internet-Auftritte der Parteien in Deutschland am 27. September wahlentscheidend sein werden, ist mehr als fraglich. Das Potenzial des Internets als Medium für den Wahlkampf ist jedenfalls vorhanden. Rund zwei Drittel der deutschen wahlberechtigten Online-Nutzer sind im Netz unterwegs, um politische Informationen zu sammeln. Nur das Fernsehen spielt eine größere Rolle: Drei Viertel aller Online-Nutzer über 18 Jahre nutzen das TV für politische Informationen. Fragt man genauer nach, will immerhin noch jeder Dritte im Hinblick auf die Bundestagswahl das Internet einsetzen, um mehr über Parteien und Programme zu erfahren. Jeder Vierte sucht persönliche Informationen über Politiker im Netz. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle W3B-Studie der Marktforscher Fittkau&Maaß, die mir freundlicherweise erlaubt haben, obige Grafik abzubilden.

Die Online-Auftritte der Parteien und Kandidaten spielen allerdings – ebenso wie die Seiten der Bundesregierung – im Wahlkampf eher eine untergeordnete Rolle. Viel öfter werden Webseiten von Zeitschriften, Magazinen und Fernsehsendern aufgerufen, wenn es um politische Informationen geht. Und bei Web 2.0-Angeboten sieht es ganz düster aus. Blogs, Soziale Netzwerke und Video-Communities werden der Studie zufolge kaum genutzt: Nur jeder 20. Surfer nutzt sie als Informationsquelle, bei den Micro-Blogs wie Twitter oder Jaiku sind es kaum messbare 1,0 Prozent. Fazit der Meinungsforscher: „Wahlkampf à la Obama“ kommt hierzulande mindestens eine Wahlperiode zu früh.

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