Digitalpakt: Die Herausforderungen kommen noch

Tafel, analog (Foto: Bernhard Pixler/pixelio.de)

Schulen in Deutschland sollen in den kommenden fünf Jahren rund fünf Milliarden Euro für die Anschaffung von digitalen Geräten wie zum Beispiel Laptops und Tablets bekommen. Doch gewonnen ist damit noch gar nichts. Solange es keine Anschlussfinanzierung gibt, werden Lehrer und Schüler bald auf einem Berg von veraltetem Elektroschrott sitzen, behaupte ich. 

 

 

Pro Schule stehen im Schnitt rund 125.000 Euro zur Verfügung. Das Geld soll vor allem in die Netze innerhalb der Schulen fließen sowie in interaktive Tafeln und Lern- und Lehrplattformen. Eine massenhafte Anschaffung von Endgeräten wie Tablets für Schüler ist nicht geplant. Ursprünglich wollte der Bund keinerlei Endgeräte finanzieren, nun sind dafür bis zu 25.000 Euro oder maximal 20 Prozent der gesamten Fördersumme pro Schule vorgesehen. Beim Bildungs- und Forschungsministerium heißt es : „Förderfähig sind insbesondere die breitbandige Verkabelung der Schulen, die W-LAN-Ausleuchtung sowie stationäre Endgeräte wie zum Beispiel interaktive Tafeln.“ Endgeräte für Schüler sind dort nicht vorgesehen.

Ich meine, man sollte diese fünf Milliarden nicht überschätzen, sie reichen allenfalls für eine Anschubfinanzierung. Die großen Herausforderungen kommen erst noch. Denn mit dem jetzt versprochenen Geld ist kein kontinuierlicher Schulunterricht mit digitaler Technik, keine sichere WLAN-Verbindung und vor allem keine kontinuierliche Wartung der Geräte garantiert. Eine große Sorge an vielen Schulen ist, dass sich am Ende Lehrer um die Wartung der Geräte kümmern müssen, weil es kein Geld für einen Wartungsvertrag mit einem Unternehmen gibt, und sich sonst niemand zuständig fühlt.

Wirksames, effizientes und erfolgreiches Arbeiten mit digitalen Geräten? Viele Lehrer sind dafür bislang gar nicht gut genug qualifiziert. Das liegt zum Beispiel daran, dass viele nicht mehr ohne weiteres für Fortbildungen freigestellt werden, denn an vielen Schulen fällt sowieso schon zu viel Unterricht aus. Lehrer müssen unbedingt für Fortbildungen freigestellt werden, damit sie fit gemacht werden für den Unterricht mit digitaler Technik, fordert zum Beispiel der Deutsche Philologenverband.

Digitale Technik allein macht noch keinen besseren Unterricht. Schulen brauchen gute pädagogische Konzepte. Doch die gibt es bislang nur vereinzelt. Damit ein Lehrer aber digitale Technik im Unterricht nutzt – für sein Fach, für seine Altersstufe, für die Kompetenzen, die er fördern möchte – braucht er Vorgaben. Das gilt auch für die Konzepte, mit denen Schüler lernen sollen, Informationen aus dem Internet kritisch zu hinterfragen und sinnvoll einzuordnen.

Dabei wäre gut, wenn nicht an jeder Schule das Rad neu erfunden werden muss. Damit nicht jede Schule jedes Programm erst einmal für sich auf Eignung prüfen muss, sollten die Landesregierungen die Programme, die in Frage kommen, sichten, prüfen und bewerten. Es reicht also bei weitem nicht aus, Laptops und Tablets zu kaufen, einige vermeintlich pädagogisch sinnvolle Apps herunterzuladen und dann das Ganze in die Klassenräume zu stellen, nach dem Motto: Friss oder stirb. Die große Herausforderung kommt erst noch, wenn es darum geht, die digitalen Möglichkeiten sinnvoll im Unterricht einzusetzen.

Warum Gratis-Apps so viel von uns wissen wollen

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat uns heute folgende Pressemitteilung geschickt:

Unbenannt„Mit dem Download einer App handelt man sich das Risiko ein, Dritten den ungehinderten Zugriff auf Teile der Privatsphäre zu ermöglichen. In welchem Ausmaß und mit welchen Auswirkungen mobile Applikationen dazu in der Lage sind, in die Privatsphäre von Nutzer/innen einzudringen und Informationen über deren Verhalten zu sammeln, zeigt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Die Studie hat die verfügbaren Apps des Google Play Store im Jahr 2012 untersucht, mit dem Ergebnis, dass jede zweite Gratis-App Zugriff auf sensible Informationen haben will.

Für die Untersuchung der Apps im Google Play Store sammelten die ZEW-Wissenschaftler Informationen über die Anzahl der App-Installationen und -Preise sowie über die Zugriffsrechte, die die Apps von den Nutzern, die sie bei sich installieren, verlangen. Insgesamt konnten 136 verschiedene Rechte identifiziert werden, von denen 14 als problematisch für den Schutz der Privatsphäre einzustufen sind. Darunter fallen beispielsweise Rechte wie „Daten über das Internet zu versenden“, „das Smartphone mit einer eindeutigen ID zu identifizieren“ oder „den Aufenthaltsort der Nutzer zu erfassen“.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass rund 40 Prozent aller Apps mindestens eines dieser problematischen Rechte in Anspruch nehmen. 28 Prozent der Apps haben dabei die Möglichkeit App-Nutzer/innen eindeutig über deren ID zu identifizieren. Außerdem verfügen App-Anbieter bei 24 Prozent aller Apps über die Möglichkeit, den Ort der App-Nutzer/innen zu erfassen, weitere acht Prozent der Apps können auf das Adressbuch der Nutzer/innen zugreifen.

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Das Smartphone – der Spion in der Tasche

Smartphones boomen. Sie sind mobile Kommunikationszentrale, Statussymbol, Photoalbum und Musiksammlung. matthiasKurz: Sie sind große Datenspeicher mit ständiger Internetverbindung. Das macht die Spaßgeräte zum Angriffsziel. Nachdem ich die Geschichte meines Kollegen Matthias von Hein gelesen habe, überlege ich mir, ob mein nächstes Handy ein Android-Bolide sein muss, oder ob man nicht doch neidisch auf jene Zeitgenossen gucken sollte, deren Handys einfach nur zum Telefonieren da sind und die eher an einen Faustkeil aus der Steinzeit erinnern.