Wer verdient an Glyphosat?

Würde die Zulassung für Glyphosat in der EU nicht verlängert, wären deutsche Unternehmen kaum betroffen. Der Chemiekonzern Bayer stellt diesen Wirkstoff überhaupt nicht her und verweist darauf, dass es in der Bayer-Produktreihe „Bayer Garten“ zahlreiche glyphosatfreie Alternativen gibt. BayerCropScience sei nicht Hersteller, sondern lediglich Vertreiber dieses Wirkstoffes, so eine Sprecherin, der im übrigen „gemessen am gesamten Pflanzenschutzmarkt nur eine untergeordnete Rolle im Bereich Haus-und Kleingarten spielt“.

Auch der zweite große deutsche Chemiekonzern BASF zählt sich nicht zu den Herstellern von Glyphosat. Allerdings fertigt der Konzern in seinem Stammwerk in Ludwigshafen einen wichtigen Grundstoff zur Herstellung von Glyphosat: Isopropylamin: „Isopropylamin (auch Monoisopropylamin, MIPA) ist ein vielseitiges Zwischenprodukt für vielfältige Anwendungen. Die wichtigsten Anwendungen finden sich im Bereich der Agrochemie: MIPA bewährt sich bei der Herstellung von Glyphosat, Atrazin und anderen Triazin-Herbiziden usw. Neben dieser Agrochemie-Anwendung wird MIPA auch für die Herstellung von Tensiden und Pharma-Wirkstoffen verwendet“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens.

Das Handelsblatt vermutet sogar, dass die beiden deutschen Konzerne möglicherweise davon profitieren würden, wenn Glyphosat stärker unter Druck käme. Denn in diesem Fall müssten die Landwirte verstärkt auf andere Herbizide zurückgreifen.

Hauptproduzent: Monsanto

In einer Studie des Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von 2013 heißt es: „Die Hälfte der weltweit vertriebenen Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat geht auf das Konto von Monsanto.“ Tatsächlich hat sich 1971 der amerikanische Saatgut- und Gentechnik-Konzern Monsanto den Wirkstoff Glyphosat als Herbizid patentieren lassen. Nach Ablauf des Patentschutzes haben sich auch andere Hersteller auf die Produktion und Vermarktung von Glyphosat verlegt. Zur Zeit stellen laut Medienberichten knapp 100 Firmen dieses Unkrautvernichtungsmittel her, knapp die Hälfte der Weltproduktion kommt aus China.

Zur Zeit ist die Branche der Agrochemie mal wieder heftig in Bewegung, die Phantasie über mögliche Fusionen und Allianzen kennt kaum Grenzen. So gab es in der vergangenen Woche Medienberichte, wonach sowohl BASF als auch Bayer eine Übernahme von Monsanto prüfen würden.

Branche im Konsolidierungsfieber

Auslöser dieser neuen Spekulationswelle war die Ankündigung der beiden US-Konzerne Dow und Dupont im Dezember 2015, mit einer Fusion einen neuen Marktführer im Bereich der Agrochemie zu formen. Wenig später folgte das chinesische Unternehmen ChemChina mit der Übernahme des Schweizer Konzerns Syngenta, der wiederum zuvor eine Offerte von Monsanto abgewehrt hatte.
„Für die beiden deutschen Konzerne wäre eine Kombination mit Monsanto eine naheliegende Antwort auf die Konsolidierungsmanöver der Konkurrenz“, vermutet das Handelsblatt. Allerdings sind beide Konzerne nicht in der Lage, jene 60 Milliarden Dollar aufzutreiben, die Monsanto Experten zufolge kosten dürfte. Und: Würde Glyphosat in der EU nicht mehr zugelassen, verlöre Monsanto seinen Hauptumsatzbringer im Pflanzenschutzgeschäft und könnte kaum noch die Kapitalkosten für die Übernahme einspielen. Zudem will sich keiner freiwillig einen der meistgehassten Konzerne der Welt einverleiben und glauben, dieses üble Image werde nicht auf den eigenen Ruf abfärben.