Prioritäten

In Mathematik bin ich ein Versager. Da könnt ihr gerne meinen alten Mathematiklehrer fragen (wenn er denn noch lebt), der es geschafft hat, mich im mündlichen Abi von Ungenügend auf Mangelhaft zu prüfen. Aber eines habe ich als Wirtschaftsredakteur gelernt: Zahlen zu merken und Größenordnungen einzuschätzen. Und nun höre ich im Westdeutschen Rundfunk, die Stadt Duisburg habe an die Opfer der Love-Parade 500 000 Euro bezahlt. Dabei stammt dieses Geld nicht von der Stadt Duisburg, sondern aus einem anderen Topf, dessen Ursprung unklar bleibt. Mithin: Duisburg hat nichts an die Opfer bezahlt. Aber sie hat Kosten gehabt, weil sie diverse Anwaltskanzleien beauftragt hat, die sie von aller Schuld befreien sollten. So sind gut 1000 Anwaltsstunden zusammengekommen, macht bei einem Stundensatz von 350 Euro (sic! Ich habe den falschen Beruf gewählt!) 357 000 Euro. Weil der Staatsanwalt diverse städtische Mitarbeiter befragt hat, und die natürlich (schon wegen der Fürsorgepflicht!) anwaltlichen Beistand brauchten, der mit jeweils 2000 Euro pro Befragung berechnet wurde, sind noch einmal 101 000 Euro an Kosten zustandegekommen.

Halten wir fest: Die Stadt Duisburg hat nichts an die Opfer der Love-Parade gezahlt. Aber 458 000 Euro bezahlt, um sich von aller Schuld reinzuwaschen. Großartig. Man muss eben Prioritäten setzen.