Umfragen-Unfug

Folgende Pressemitteilung des deutschen IT-Branchenverbandes BITKOM landete heute in meinem Briefkasten: „In Sachen Internet haben die Bundesbürger offenbar weiterhin massive Zweifel am Sachverstand der politischen Parteien. Jeder sechste Wahlberechtigte ist der Meinung, dass keine der größeren Parteien überhaupt etwas vom Internet oder der Netzpolitik versteht. Jeder zweite sieht sich nicht in der Lage, einer Partei besondere Sachkenntnis zuzuschreiben. Nur jeder Dritte kann bei einer politischen Partei Internetkompetenz erkennen. „Das Ergebnis des aktuellen BITKOM-Webmonitors muss die Politik aufrütteln“, sagt BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. „Netzpolitik ist eines der bestimmenden Themen, und es kann in Zukunft mit wahlentscheidend sein.“ Forsa befragte im Auftrag des BITKOM 953 deutschsprachige Personen ab 18 Jahren. Bei der offenen Befragung konnten spontan auch zwei oder mehr Parteien genannt werden. Die Umfrage ist repräsentativ.“

Na klar mag diese Umfrage repräsentativ sein. Sie beweist allerdings nur, dass sich mindestens jeder Zweite der Befragten noch nie in seinem Leben die Webseite einer politischen Partei oder eines Abgeordneten angesehen hat. Dann ist es auch klar, dass sich diese Befragten nicht in der Lage sehen, einer Partei besondere Sachkenntnis zuzuschreiben. BITKOM titelte: „Große Zweifel an der Internetkompetenz der Parteien“. Vielleicht hätte man fairerweise titeln müssen: „Nur die Hälfte der Bundesbürger interessiert sich für den Auftritt der Parteien im Internet“.

Die Kommunen und das Web 2.0

Die deutschen Verwaltungen haben ihr Web-2.0-Angebot ausgebaut: 74 Prozent der Behörden verfügen mittlerweile über ein Internet-Portal, das Bürgern und Unternehmen interaktiven Online-Kontakt anbietet. 53 Prozent der Einrichtungen stellen Foren zur Verfügung und 32 Prozent treten per Audio- oder Video-Podcast an die Öffentlichkeit. Bei der konkreten Betreuung solcher interaktiven Online-Dienste haben viele Behörden allerdings noch Nachholbedarf. Das hat die Studie „Social Media in der Landesverwaltung“ von Steria Mummert Consulting ergeben. Der ganze Pressetext steht hier.

Windfall Profits

„29,1 Milliarden Handy-Kurznachrichten haben die Deutschen im Jahr 2008 verschickt. Das ist ein neuer Rekord. 2007 waren es 25,3 Milliarden SMS. Das teilte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) mit Verweis auf aktuelle Daten der Bundesnetzagentur mit. Für das Jahr 2009 rechnet der BITKOM mit einem Anstieg auf mehr als 30 Milliarden SMS. Damit hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Textnachrichten fast verzehnfacht. 1999 verschickten die Deutschen erst 3,6 Milliarden SMS pro Jahr. 2008 übermittelten die Mobilfunkbetreiber in Deutschland pro Tag knapp 80 Millionen SMS, 923 pro Sekunde.“

nutzung

Weshalb ich diese Pressemitteilung hier zitiere? Weil mir hier zum ersten Mal so richtig klar geworden ist, was mein Uni-Prof seinerzeit mit „Windfall-Profits“ meinte. Denn der so genannte Short Message Service (SMS) läuft über einen Datenkanal, der ohnehin bei jedem Handygespräch in Betrieb ist – ob darüber Daten laufen oder nicht. Eine nützliche Sache: So kann zum Beispiel die Rufnummer des Anrufers in der Liste der entgangenen Anrufe hinterlegt werden. Nur: Ob Daten übertragen werden oder nicht – den Mobilfunk-Betreibern entstehen durch die Nutzung des Datenkanals für SMS keine zusätzlichen Kosten. Deshalb haben sie auch 1994 zuerst mit kostenfreien SMS geworben. Bis jemand auf die Idee kam, dafür 38 Pfennig pro SMS zu verlangen. Selbst wenn sie heute im Schnitt nur 19 Cent kosten, entstehen den Providern nette Zusatzgewinne von rund 600 Millionen Euro – für Nichts! Das sind windfall profits.

Sarrazin: Kalkulierter Krawall…

Meine Liebligsbloggerfreundin Marion hat sich in ihrem Chillout-Blog mit dem Äußerungen des Bundesbank-Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin beschäftigt und viele, größtenteils kluge Kommentare darauf bekommen. Der Mann ist auf Krawall gebürstet – und man kann nur hoffen, dass er sich niemals zur Geldpolitik der EZB äußert. Diplomatie war noch nie seine Stärke. Das würde vermutlich einige Verwerfungen auf den Märkten geben.

Wahl-o-mat zum Zweiten

Bin die einzelnen Thesen noch einmal genauer durchgegangen und habe mehr Thesen, die mir wichtig sind, doppelt gewichtet. Es bleibt dabei: Die Grünen liegen weit vorn. Spaßeshalber habe ich diesmal auch die Piratenpartei und die Linken zur Auswahl angeklickt. Und siehe da: Sie landen auf Platz zwei und drei. Womit in meinen Augen bewiesen ist: Zwischen populären Forderungen in Wahlmanifesten und der Realpolitik bestehen große Unterschiede. Man sollte also nicht unbedingt den längsten gelben Balken auf dem Wahl-o-mat zur Grundlage seiner Entscheidung machen…

CDU beobachtet Web 2.0

Die CDU will offenbar nichts dem Zufall überlassen. Am Mittwoch (16. 9.) hat sie die Business Intelligence Group GmbH (B.I.G.) beauftragt, tagesaktuell die politische Stimmung im Web abzubilden. Mit einer Software namens B.I.G. Screen Cockpit soll das Web rund um die Uhr beobachtet werden. Die Firma zitiert in einer Pressemitteilung Stefan Hennewig, Leiter Internes Management der CDU: „Die Menschen verkünden ihre politischen Ansichten heute häufiger in Blogs, Foren und Communities als an Kneipenstammtischen. Angesichts der weiten Verbreitung des Internets erhalten wir mit dem B.I.G. Screen-Cockpit ein sehr interessantes Bild der politischen Stimmungslage in Deutschland.“ Das Webmonitoring helfe, „neu aufkommende Themen zu identifizieren und Veränderungen in den Online-Diskussionen zu erkennen“.

Kirche im Web

Folgende Meldung habe ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur KNA gefunden: „Die katholische Kirche in Deutschland will sich stärker im Internet und insbesondere in den Kommunikationszirkeln des Netzes engagieren. Diese Absicht wurde bei der Jahrestagung der Katholischen Rundfunkarbeit deutlich, die am Montag und Dienstag in Hamburg stattfand. Unter dem Motto „Generation digital – Die Internetoffensive der Kirche“ debattierten rund 80 Medienbeauftragte, Portalbetreiber, Journalisten, Experten, PR-Spezialisten und Seelsorger über Wege, das Engagement zu verstärken. Neben inhaltlichen standen vor allem Fragen nach der Organisationsstruktur im Vordergrund der Debatten. Da die katholische Kirche überwiegend regional – in Diözesen – organisiert ist, ging sie bisher nur wenige bundesweit getragene Medienengagements ein, darunter das Internet-Portal katholisch.de. Dies will die Deutsche Bischofskonferenz nun als „Dachmarke“ im Internet ausbauen. Gleichzeitig will sie sich stärker in die mittelgroßen Kommunikationsforen einbringen, die sich derzeit in Netzwerken wie StudiVZ oder facebook sowie im Umfeld virtueller Kirchen und in komplexen Spielwelten im Internet entwickeln.“

Jeder kennt ihn…

Zustimmen, ablehnen oder überspringen?
Zustimmen, ablehnen oder überspringen?
Komisch, jeder kennt ihn, alle haben ihn schon benutzt, den Wahl-o-Mat. Und das Tollste ist: Alle, die ich kenne, sagen: „Bei mir sind die Grünen ganz oben“. Spricht das nun für die Qualität ihres Wahlprogramms oder schlicht nur für besonders wohlfeile und populistische Forderungen?

Neuer Wahl-Blog

September2009logoIch finde, manchmal kann man auch Werbung für seinen Arbeitgeber machen. Die Deutsche Welle hat einen Blog zur Bundestagswahl eingerichtet. Dort schildern Mitarbeiter aus den verschiedensten Redaktionen (von Amharisch bis Chinesisch) ihre Eindrücke vom Wahlkampf oder Nicht-Wahlkampf in Deutschland. Noch ist die Beteiligung und Kommentierung ähnlich zurückhaltend wie in meinem Blog. Aber das kann sich ja ändern…

Nötigung?

Welch ein Zufall. Jener Bundestagsabgeordnete, dessen (Nicht)-Bild ich auf „abgeordnetenwatch.de“ zur Illustration der Praktiken des an sich löblichen Web-Potals benutzt habe, schreibt den Gründern und Betreibern des Portals eine ziemlich erboste Mail, in der er ihnen fast so etwas wie Nötígung vorwirft. Da diese Mail von Sebastian Edathy an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages gegangen ist, verrate ich kein Geheimnis, wenn ich seine Mail hier weitergebe:

edathy

„Rehburg, 25.08.2009

Sehr geehrter Herr Hackmack, sehr geehrter Herr Hekele,
ich bedanke mich für Ihre Email vom 20.08.2009 an alle Kandidierenden
zur Bundestagswahl und nehme zu Ihren Ausführungen und zur Sache gerne Stellung.

Die Bundestagsabgeordneten erhalten dieses Schreiben zur Kenntnis.

Sie schreiben, ich hätte kritisiert, „dass wir auf abgeordnetenwatch.de
zu den Bundestagswahlen 2009 um einen einmaligen, freiwilligen Projektkostenbeitrag bitten“.

Es wird aber nicht um einen „einmaligen, freiwilligen
Projektkostenbeitrag“ gebeten, sondern von diesem eine chancengleiche
Präsentation auf der Seite abhängig gemacht, was im Grunde einer
Nötigung nahe kommt.“

Continue reading „Nötigung?“