Windfall Profits

„29,1 Milliarden Handy-Kurznachrichten haben die Deutschen im Jahr 2008 verschickt. Das ist ein neuer Rekord. 2007 waren es 25,3 Milliarden SMS. Das teilte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) mit Verweis auf aktuelle Daten der Bundesnetzagentur mit. Für das Jahr 2009 rechnet der BITKOM mit einem Anstieg auf mehr als 30 Milliarden SMS. Damit hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Textnachrichten fast verzehnfacht. 1999 verschickten die Deutschen erst 3,6 Milliarden SMS pro Jahr. 2008 übermittelten die Mobilfunkbetreiber in Deutschland pro Tag knapp 80 Millionen SMS, 923 pro Sekunde.“

nutzung

Weshalb ich diese Pressemitteilung hier zitiere? Weil mir hier zum ersten Mal so richtig klar geworden ist, was mein Uni-Prof seinerzeit mit „Windfall-Profits“ meinte. Denn der so genannte Short Message Service (SMS) läuft über einen Datenkanal, der ohnehin bei jedem Handygespräch in Betrieb ist – ob darüber Daten laufen oder nicht. Eine nützliche Sache: So kann zum Beispiel die Rufnummer des Anrufers in der Liste der entgangenen Anrufe hinterlegt werden. Nur: Ob Daten übertragen werden oder nicht – den Mobilfunk-Betreibern entstehen durch die Nutzung des Datenkanals für SMS keine zusätzlichen Kosten. Deshalb haben sie auch 1994 zuerst mit kostenfreien SMS geworben. Bis jemand auf die Idee kam, dafür 38 Pfennig pro SMS zu verlangen. Selbst wenn sie heute im Schnitt nur 19 Cent kosten, entstehen den Providern nette Zusatzgewinne von rund 600 Millionen Euro – für Nichts! Das sind windfall profits.

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2 thoughts on “Windfall Profits

  1. wunderbar, diese positiven kolateralschäden 😉

    aber wenn man eltern ist, ist das doch so ähnlich, ob die kinder einen nun nutzen oder nicht, wir sind schließlich da.
    und je mehr sie das wissen, desto weniger brauchen sie uns wirklich – oder eben erst dann, wenn wir nicht mehr sind – was den mobilfunkanbietern ja eher nicht passiert, das abhanden kommen der netze…

  2. In diesem Fall muss man wohl von Kolateralnutzen sprechen, und in dessen Genuss kommen leider nicht unbeteiligte Zivilisten, sondern nur die Mobilfunk- Betreiber. Die müssten eigentlich von der Bundesnetzagentur dazu verdonnert werden, ihren Dienst, der sie nichts kostet, auch den Kunden kostenlos zur Verfügung zu stellen.

    Deinen Vergleich mit Eltern, deren Kinder nun einmal da sind, habe ich nicht verstanden. Früher hatten Kinder einen Nutzen für die Versorgung der Alten, aber das ist längst vorbei. Heute bekommt man garantiert nicht Kinder, weil man sich einen Nutzen davon vespricht, wenigstens im materiellen Sinn. Aber im Herzen wird man dafür tausendmal entschädigt. Und das ist eine ganz eindeutige Kosten-Nutzen-Rechnung.

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