Facebook-Selbstversuch

(Foto: Gerd Altmann/pixelio.de)
(Foto: Gerd Altmann/pixelio.de)
Von George Clooney wird gesagt, er wolle sich lieber von einem Arzt mit einer eiskalten Hand die Prostata abtasten lassen als sich auf fb anzumelden. Ich kann den Mann verstehen, er hätte vermutlich in den ersten Minuten eine Viertelmillion Freundschaftsanfragen – dabei will der Mann einfach nur seine Ruhe haben. Gottlob wird mir so etwas nicht passieren. Mein Motiv, mich auf fb anzumelden, war etwas anders. Mein Arbeitgeber hat einen für meine Begriffe sehr guten Web-Auftritt: Nicht so schnell und aktuell wie Spiegel Online, dafür aber hintergründiger und analytischer – und das in 30 Sprachen. Allein das impliziert schon, dass unser Blick etwas weiter über den Tellerrand hinausgeht als bei anderen deutschen Nachrichtenportalen (und z. B. der Tod von Bernd Klüver nicht unbedingt ein Thema ist, was uns vom Hocker reißt) – und deshalb etwas Reklame in fb verträgt.

Das ist nun einige Wochen her, und ich bin etwas enttäuscht. Continue reading „Facebook-Selbstversuch“

Hier spricht er, der Wurzelsepp

Hans-Werner Sinn ist Präsident des Münchener Ifo-Instituts und in meinen Augen der Wurzelsepp des Turbo-Kapitalismus. Mit anderen Worten: Besonders symphatisch ist er mir nicht, seine glühenden Plädoyers für die längst überholte Angebotstheorie langweilen mich. Aber bisweilen muss man ihm zustimmen. Jetzt hat er in der Wirtschaftswoche einen Kommentar veröffentlicht: „Die griechische Tragödie“. Ich hätte eine andere Überschrift gewählt: „Bundesknopfleiste hat nichts begriffen und lässt sich von französischem Suppenkasper am Nasenring durch die Manege ziehen“. Klar, viel zu lang. Aber wenn Sinn Sinn macht, dann hier:

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Facebook-Bubble

Foto: Alexander Klaus/pixelio.de
Foto: Alexander Klaus/pixelio.de
Keine Frage: Facebook ist eine Erfolgsgeschichte. Die Investoren stehen Schlange, Marc Zuckerberg sammelt fleißig Dollars ein. Bislang braucht sein Baby keine Geschäftszahlen zu veröffentlichen. Steigt die Zahl der Investoren aber über 500, muss auch Facebook Quartalsberichte vorlegen. Und weil das irgendwann sowieso kommt, kann man ja vorher an die Börse gehen und noch ein paar Milliarden einsammeln. Der Fernsehsender CNBC tippt auf einen Börsengang Anfang 2012. Und er beteiligt sich fleißig an den Spekulationen, wie viel das Unternehmen wert ist.

Pfingsten ist eine nachrichtenarme Zeit, da kann man ja mal eine Rekordzahl in die Runde werfen – 100 Milliarden Dollar. Damit wäre das soziale Netzwerk an der Börse höher bewertet als etwa Deutsche Bank, Deutsche Post und Lufthansa zusammen. Facebook hatte Anfang 2011 etwa 2.000 Mitarbeiter und weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer. Bankenkreisen zufolge lag der Umsatz von Januar bis September 2010 bei 1,2 Milliarden Dollar, der Netto-Gewinn lag bei 355 Millionen Dollar.

Hallo? Das Unternehmen soll fast das Hundertfache seines Umsatzes wert sein? Continue reading „Facebook-Bubble“

Manager oder auch eine Bande von Moralverbrechern

Blindgänger, Geldvernichter, Chaostruppen – Karriereberater Martin Wehrle packt heiliger Zorn, wenn Klienten aus dem Arbeitsalltag berichten. Seine Diagnose: Durch viele deutsche Firmen wabert der reine Aberwitz. Zum Glück kann man Klapsmühlen-Unternehmen an Warnsignalen erkennen. Sein Artikel bei Spiegel Online wird sicher in vielen deutschen Büros die Runde machen. Seine vier Alarm-Kriterien: Continue reading „Manager oder auch eine Bande von Moralverbrechern“

Hungerkrise

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Die Weltbank hat vor ihrem Hauptquartier in der 18. Straße in Washington eine riesige Videoleinwand installiert, auf der genau abzulesen ist, wann die Zahl der hungernden oder unter Unterernährung leidenden Menschen die Milliarden-Grenze überschreitet: Es dauert nicht mehr lange, jede Minute kommen 68 Menschen hinzu. Weltbank-Präsident Robert Zoellick warnt vor einer neuen Nahrungsmittelkrise, nachzulesen hier .

Ganz neue Töne

In Washington treffen sich mal wieder die Finanzminister und Notenbankgouverneure von rund 185 Staaten zur Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (das ist sozusagen die Finanzfeuerwehr der Vereinten Nationen für in Not geratene Länder) und der Weltbank (das ist die Schwesterorganisation des IWF, eine Art Universität mit geballtem entwicklungspolitischem Wissen und angeschlossener Bank, die als globaler Entwicklungsfinenzierer auftritt). Der Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, wird als künftiger Staatspräsident Frankreichs gehandelt. Gegenüber der Deutschen Welle hat er neue wirtschaftspolitische Ansätze gefordert – ganz neue Töne. Continue reading „Ganz neue Töne“