Wider den Exportwahn

Deutschlands Wirtschaft ist im ersten Halbjahr robuster als erwartet gewachsen. Trotzdem warnen erste Stimmen vor zu hohen Löhnen und nachlassender Wettbewerbsfähigkeit. Das ist übertrieben, meine ich.
Blauhelme_by_Rolf Wenkel_pixelio.de

Das Statistische Bundesamt hat am Freitag eine Zahl veröffentlicht, die Laien als mickerig empfinden mögen, Fachleute aber durchaus verblüfft: Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal, bereinigt um saisonale und kalendarische Einflüsse, um 0,4 Prozent gestiegen. Diese Wachstumsrate hat die Erwartungen der meisten Volkswirte übertroffen, die höchstens mit der Hälfte, also 0,2 Prozent, gerechnet hatten.

Das ist für Fachleute in der Tat überraschend. So sehr, dass einige Ökonomen gleich ihre Prognose für das gesamte Jahr nach oben revidiert haben, wie zum Beispiel Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, der jetzt mit stolzen 1,8 Prozent statt 1,5 Prozent für das Gesamtjahr rechnet.

Das ist schon toll: Seit fast acht Jahren zeigen die Pfeile für die deutsche Wirtschaft nach oben. Und das, obwohl es so aussieht, als gerate die Welt ringsum aus den Fugen: Flüchtlingsströme, Terroranschläge, Brexit ­ das alles paart sich mit den trüben Aussichten für die Weltwirtschaft, dem stotternden Wachstumsmotor China und den Krisen in der Türkei, in Russland und Brasilien. Continue reading „Wider den Exportwahn“