Barcelonas alte Messe

Blick ins Media Centre Zum ersten mal in meinem Leben habe ich mir die Handymesse in Barcelona angeschaut, die sich Mobile World Congress nennt und die der CeBIT den ganzen Bereich der mobilen Kommunikation abknabbert. 1 300 Aussteller, 60 000 Besucher, kein Hotelbett mehr frei in dieser Zeit. Hier ein Blick ins Pressezentrum, das für 200 Leute ausgelegt und von ca. 600 Journalisten umlagert war. Gut, dass ich Barcelona schon kenne, denn von der Stadt habe ich nichts gesehen. Aber geschrieben. Zum Beispiel über Googles Smartphone-Betriebssystem Android oder die Frage, wie man sich vor Viren, Würmern und Trojanern auf dem Smartphone schützt. Eine Bildergalerie und diverse Audios, auch über den Datenklau bei Smartphones, gibt es natürlich auch.
Die alte Messe in Barcelona wurde 1929 zur Weltausstellung gebaut und platzt aus allen Nähten. Es gibt Gerüchte, dass im nächsten Jahr die Münchener Messe der Ausrichter sein wird. Darüber wird der Veranstalter, die GSMA (Global Standard for Mobile Communication Association, ein Zusammenschluss von ca. 130 Mobilfunk-Betreibern) entscheiden. Egal, wer die nächste Messe ausrichtet – er wird eine Menge an die GSMA löhnen müssen. Andererseits machen Hotels, Gastronomie und Taxifahrer ihren Schnitt. Mein Zimmer hat von Sonntag auf Montag 85 Euro gekostet (da war noch keine Messe), an den nächsten beiden Tagen 222 Euro pro Nacht. Zwischen Bett und Wand waren 30 Zentimeter Abstand – aber dafür war das Bad fast so groß wie das Zimmer.

Ollie rettet die Welt Teil II

Wenn im Bistro Hangelar die Karten eingepackt werden, wird’s melancholisch. Die einen trauern den Siegchancen hinterher, die sie beim Skat gehabt haben, die anderen sind sauer, weil sie keinen Dummen mehr finden, der mit ihnen weiter spielt. Ollie dagegen hat ganz andere Sorgen. „Meine Diss ist fertig“, sagt er. Jetzt habe er überhaupt keinen Nerv, noch einmal über seine Doktorarbeit zu schauen. Ältere Doktoranden hätten ihm geraten: „Wenn Du Deine Arbeit nicht mehr sehen kannst, gib‘ sie ab.“ Schön und gut, sagt Ollie, „aber eigentlich fehlt mir noch eine knackige Einleitung, die dem Leser klar macht, warum er unbedingt weiter lesen muss.“ Uff. Zuletzt hatten wir darüber im Herbst 2009 geredet. Deshalb auch mein Vorschlag: „Warum beziehst Du Dich nicht auf den Tsunami, der damals so viel Leid hervorgerufen hat?“ Ollie will sich das durch den Kopf gehen lassen. Ein vielleicht für eine wissenschaftliche Arbeit etwas zu journalistischer Vorschlag. Mag sein, aber das ist ist mir egal. Seinen Doktor bekommt er so oder so, da bin ich mir sicher.

Schöne Wortwolken

wortwolke Charlotte hat mich auf ein nettes Spielzeug aufmerksam gemacht: den Wortwolken-Generator. Einfach einen eigenen Text eingeben und abwarten, was das java-basierte Progrämmchen von Jonathan Feinberg daraus macht. Die Wortwolken-Grafik kann man per Randomizer verändern und der ganzen Sache noch ein anderes Farbschema oder eine andere Schriftart verpassen. Erinnert mich irgendwie an ein anderes Spielzeug, das ich hier auch mal vorgestellt habe. Da vergleicht ein Programm eigene Texte mit denen berühmter Schriftsteller. So befindet man sich – allein durch statistische Vergleiche von Worthäufigkeiten – plötzlich in der Nähe mancher Titanen der Literatur, oder, wenn man Pech hat, in der Nähe von Autoren, die man gar nicht mag. Wie gesagt, alles nette Spielzeuge, mehr nicht.

Der „Global Dependency Explorer“

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Master-Studenten der Universität Amsterdam und der Utrecht Graduate School of Visual Art and Design haben in Sachen data driven journalism ein Mammutprojekt realisiert: Den global dependency explorer. Hier werden die Import- und Exportabhängigkeiten fast aller Länder dieser Erde aufgelistet, zudem kann man die Länder hinsichtlich vieler Kennzahlen vergleichen, z.B. Fläche, Bevölkerungszahl, Durchschnittsalter, Lebenserwartung, Alphabetisierungsrate, Lese- und Schreibverständnis, Arbeitslosenrate, Pro-Kopf-Einkommen etc. Man kann stundenlang mit der Maus über die Staaten fahren und bekommt immer neue Informationen. Einziger Nachteil: Im Internet Explorer oder mit Firefox funktioniert das Ganze nicht, man braucht einen Webkit Browser a la Safari oder Chrome.

Smalltalk beim Dentisten

Alle halbe Jahre fordert mich mein Zahnarzt auf, zum Routinecheck anzutreten. Dann macht er den Zahnstein weg und gut ist. Doch das letzte mal hat er mich beiseite genommen und gefragt, wie es denn mit der Wirtschaft weitergeht, weil er weiß, dass ich in der Wirtschaftsredaktion der Deutschen Welle arbeite. Ich wollte den Mann beruhigen: Wenn es in den USA nicht zu einer Doppelrezession kommt und die Rohstoffpreise nicht explodieren, geht der Aufschwung in moderatem Tempo weiter, sagte ich. Vor allem würde ich mir keine Sorgen um die Inflation machen, denn die Europäische Zentralbank habe ein gut gefülltes Munitionslager, schließlich lägen die Leitzinsen derzeit bei einem Prozent, da sei genug Luft nach oben. Das hat ihn offenbar beruhigt. Er gestand mir, dass ihn einige Anlageberater dringend vor der bevorstehenden Inflation gewarnt hätten – mit entsprechenden Anlageempfehlungen natürlich. Zahnärzte sind bei Anlageberatern offenbar sehr beliebt. Wie gesagt, mein Zahnarzt mit dem vielsagenden Namen Spangenberg wirkte beruhigt, obwohl ich nicht den Eindruck hatte, dass er den Zusammenhang zwischen Leitzinsen und Inflation begriffen hat. Continue reading „Smalltalk beim Dentisten“

Was ist eigentlich Geld?

Ich zitiere mal ein paar Gedanken des belgischen Finanzexperten Bernard Lietaer über Geld:

“Geld ist nichts anderes als die Vereinbarung einer Gemeinschaft, etwas als Tauschmittel zu verwenden. Das können Muscheln sein, Kamele, Weizen, aber auch Eisenbarren, Mühlsteine oder Goldmünzen. Oder eben Banknoten aus Papier. Im Nachkriegsdeutschland schufen die Menschen spontan eine Zigarettenwährung. Entscheidend dafür, ob etwas Geld ist, ist allein die Tatsache, dass Sie und ich und der Rest der Gemeinschaft uns darüber einig sind, etwas als Geld zu definieren. Und schon ist es Geld! Natürlich haben dabei immer auch praktische Erwägungen eine Rolle gespielt: Der Siegeszug des Goldes seit der Antike liegt in seiner physischen Beschaffenheit und seiner leichten Transportierbarkeit. Weizen kann von Ratten gefressen werden oder keimen. Gold ist beständiger.
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In den vergangenen 30 Jahren hat es Währungskrisen in 87 Ländern gegeben. Die Krisen in Mexiko 1995, in Asien 1997, in Russland 1998 oder in Ecuador 1999 sind nur die Spitze des Eisberges. Continue reading „Was ist eigentlich Geld?“

Visuelle Erkenntnisse

741_big01> Das Internet ermöglicht ganz neue Formen der Berichterstattung, die sich z.B. in Printmedien kaum, im TV nur sehr aufwendig realisieren lassen: Fachleute sprechen vom datengetriebenen Jorurnalismus. Dabei werden komplexe statistische Zusammenhänge in Flash, HTML5, SVG und Processing visualisiert. Hier ist ein Beispiel von Gregor Aisch über Spenden von Privatleuten und Unternehmen an politische Parteien. Was auf den ersten Blick wie ein unentwirrbares Wollknäuel daherkommt, entpuppt sich beim Darüberfahren mit der Maus als klar gegliederte Geschichte. So erfährt man zum Beispiel, dass die CDU die größten Spenden von ihrer Schwesterpartei CSU bekommen hat, nämlich genau 2.334.526.- Euro. Näheres über datengetriebenen Journalismus erfährt man auch hier oder hier.

Einfach anhören

Grafik: Gerd Altmann/pixelio.de
Grafik: Gerd Altmann/pixelio.de

Opel wird ohne Staatsknete saniert. Toyota muss Millionen Autos zurückrufen. Die Karstadt-Warenhäuser werden gerettet. Die Europäische Union spannt einen riesigen Rettungsschirm über klamme Euro-Länder. Es ist viel passiert in der Wirtschaft des Jahres 2010. Ein akustischer Rückblick statt einer Blogger-Bleiwüste. Übrigens vermutlich der erste und letzte Hörfunk-Beitrag, in dem ich singe. Wann und was – das müsst Ihr selbst rausfinden. Einen guten Rutsch ins Neue Jahr!