Ja, es gibt sie noch…

… die individuelle Kundenberatung, auch im Internet. Ich hatte vor ein paar Tagen bei der Firma Greycomputer in Wesseling folgende Anfrage per Mail gestartet: „Guten Tag, können Sie mir ein System zusammenstellen, das leise und auf Videoschnitt optimiert ist? Consumer-Camcorder zeichnen heutzutage HD-Material auf AVCHD auf, was man mit einem herkömmlichen Büro-PC nicht sinnvoll bearbeiten kann. Ich möchte als Editing-Software Magix Video de Luxe 17 einsetzen. Der Hersteller nennt folgende Mindestvoraussetzungen: * Intel® Core™ 2 Quad-Prozessor mit 2,83 GHz (Intel® Core™ i7 empfohlen) * 4 GB Arbeitsspeicher * DirectX® 9.0c-kompatible Grafikkarte, mind. 512 MB Grafikkartenspeicher und Pixelshader 2.0, ATI X300 und besser, NVIDIA GeForce 6600 und besser * Blu-ray-Brenner zum Erstellen von Blu-ray Discs™ Für einen Vorschlag wäre ich Ihnen sehr dankbar.“ Continue reading „Ja, es gibt sie noch…“

Ein Kleiner Trost

Das Online-Angebot der Deutschen Welle hat im Februar gut neun Millionen Besucher gehabt, die rund 39 Millionen Seiten abgerufen haben. Unser Newsletter Wirtschaft rangiert mit gut 4.200 Abonnenten auch ganz weit oben. Unseren Wirtschafts-Podcast haben im Februar 24.100 Nutzer abgerufen. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen.

Manager oder auch eine Bande von Moralverbrechern

Blindgänger, Geldvernichter, Chaostruppen – Karriereberater Martin Wehrle packt heiliger Zorn, wenn Klienten aus dem Arbeitsalltag berichten. Seine Diagnose: Durch viele deutsche Firmen wabert der reine Aberwitz. Zum Glück kann man Klapsmühlen-Unternehmen an Warnsignalen erkennen. Sein Artikel bei Spiegel Online wird sicher in vielen deutschen Büros die Runde machen. Seine vier Alarm-Kriterien: Continue reading „Manager oder auch eine Bande von Moralverbrechern“

Neue Medien

In schöner Regelmäßigkeit werden in Deutschland Studien und Umfragen zur Internetkompetenz deutscher Politiker veröffentlicht. Laut der jüngsten Umfrage unter 750 deutschen Politikern antwortet die Hälfte nicht auf E-Mails. 45 Prozent von ihnen sind auf Social Media-Plattformen wie Facebook und Twitter schlicht nicht auffindbar. US-Präsident Obama macht das anders – er besucht Facebook-Gründer Marc Zuckerberg und diskutiert im Internet mit seinen 19 Millionen Facebook-Freunden. Die ganze Story von Gabriel Gonzalez hier.

Hungerkrise

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Die Weltbank hat vor ihrem Hauptquartier in der 18. Straße in Washington eine riesige Videoleinwand installiert, auf der genau abzulesen ist, wann die Zahl der hungernden oder unter Unterernährung leidenden Menschen die Milliarden-Grenze überschreitet: Es dauert nicht mehr lange, jede Minute kommen 68 Menschen hinzu. Weltbank-Präsident Robert Zoellick warnt vor einer neuen Nahrungsmittelkrise, nachzulesen hier .

Ganz neue Töne

In Washington treffen sich mal wieder die Finanzminister und Notenbankgouverneure von rund 185 Staaten zur Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (das ist sozusagen die Finanzfeuerwehr der Vereinten Nationen für in Not geratene Länder) und der Weltbank (das ist die Schwesterorganisation des IWF, eine Art Universität mit geballtem entwicklungspolitischem Wissen und angeschlossener Bank, die als globaler Entwicklungsfinenzierer auftritt). Der Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, wird als künftiger Staatspräsident Frankreichs gehandelt. Gegenüber der Deutschen Welle hat er neue wirtschaftspolitische Ansätze gefordert – ganz neue Töne. Continue reading „Ganz neue Töne“

Den Datenwust geordnet

screenshot002Fernsehen halte ich für assioziatives Gestammel zu bunten Bildern, TV-Junkies erwidern mir dann ganz cool: Ein Bild sagt mehr als 1 000 Worte. Das mag sein, aber auch das TV vermag nicht alles. Das Internet dagegen ermöglicht ganz neue Formen der Berichterstattung, die sich z.B. in Printmedien kaum, im TV nur sehr aufwendig realisieren lassen: Fachleute sprechen vom datengetriebenen Jorurnalismus. Dabei werden komplexe statistische Zusammenhänge und riesige Datenberge in Flash, HTML5, SVG und Processing visualisiert. Ein sehr schönes Beispiel ist die Seite conflicthistory, die so ungefähr alle Kriege und bewaffneten Konflikte von 4.000 vor Christus bis in die Neuzeit auf einer Zeitleiste abbildet und zu jedem eine ausführliche Erklärung liefert. Alles öffentlich zugängliches Material, es muss sich nur einer die Mühe machen, diesen Datenwust zu visualisieren. Leider nur auf englisch, aber sehr informativ.

Gefühlte Wahrscheinlichkeiten

Foto: Viktor Mildenberger/pixelio.de
Foto: Viktor Mildenberger/pixelio.de
Nach einer deutschen Risikostudie von 1979 (Phase A) ist alle 10.000 Reaktorjahre ein Kernschmelzunfall mit radioaktiver Belastung der Umwelt zu rechnen, die Wahrscheinlichkeit für einen ein Kernschmelzunfall mit mehreren akuten Todesfällen wird auf eine Million Reaktorjahre beziffert. Das klingt beruhigend und wiegt uns in trügerischer Sicherheit. Denn diese – statistisch vermutlich zutreffenden – Aussagen suggerieren, dass einem deutschen Kernkraftwerk nichts passieren kann. Ein deutscher Reaktor läuft vermutlich 60 Jahre, bleiben immer noch 9 940 Jahre Risikopuffer, und über den Super-GAU brauchen wir uns erst recht keine Gedanken zu machen, der liegt eine Million Jahre weit weg.

Irrtum. Beide Ereignisse können morgen eintreten, dann hätten wir theoretisch 10.000 bzw.eine Million Jahre Ruhe gehabt. Witzig ist nur: Übermorgen kann wieder ein GAU eintreten, dann hätten wir theoretisch 20 000 oder zwei Millionen Jahre Ruhe. Merkt ihr was? Die Statistiker sprechen von „unabhängigen Ereignissen“. Ihre Wahrscheinlichkeit ist vermutlich korrekt berechnet. Was aber nichts darüber aussagt, wann diese Ereignisse eintreten.

In einem Popsong heißt es: „Future is a muscle you don’t have“. Wir haben auch kein Sinnesorgan für Wahrscheinlichkeiten. Im Gegenteil, wir lassen uns gerne täuschen. Wer drei Richtige im Lotto hat, der glaubt felsenfest, beim nächsten Mal gäb’s vier oder mehr Richtige, wer Stunden um Stunden beim Windows-Kartenspiel Solitär verdaddelt hat, der konnte einfach nicht aufhören, weil er sich dachte: Verdammt noch mal, ich war so nahe dran, beim nächsten mal klappt es.

Nichts da. Statistische Wahrscheinlichkeiten und die menschliche Wahrnehmung klaffen weit auseinander, das Spiel fängt immer wieder bei Null an. Von dieser Sinnestäuschung lebt nicht nur die Glücksspielindustrie (2003: 27 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland), davon lebt auch die Atomwirtschaft. Die (nicht meine) Kanzlerin hat sich auf einen Deal mit Mephisto in Gestalt der Atomlobby eingelassen. Die kassiert von ihren längst abgeschriebenen Atommeilern weitere Milliarden ohne zusätzliche Kosten, und der Bund kassiert die Hälfte der Beute, auf Kosten der Umwelt und der Stromkunden.

Angela Merkel ist Physikerin, heißt es. Dann müsste sie eigentlich mit statistischen Wahrscheinlichkeiten umgehen können. Als sie sich im vergangenen Herbst ohne Not mit der Atomwirtschaft ins Bett gelegt hat, wird sie vermutlich gedacht haben, zu 99 Prozent geht das gut. Ich kann nur hoffen, dass ihr dieses statistische Kalkül bei den nächsten Landtagswahlen so richtig um die Ohren fliegt.