Ende August haben die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Gewerkschaft Nahrung- Genuss- Gaststätten (NGG) einen Dumpinglohn-Melder im Internet eingerichtet. Nach vier Tagen gab es dort knapp 500 Erlebnisberichte, Mitte September knapp 1.200. Rund 6,5 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten laut ver.di in Jobs, die kaum zum Leben reichen. Ist es da ein Wunder, dass sich SPD und Gewerkschaften für einen Mindestlohn einsetzen? Angela Merkel und ihr ausgewählter Kinderprinz Guido Westerwelle sträuben sich, weil sie den Verlust von Arbeitsplätzen befürchten. Obwohl die Mehrheit der EU-Staaten einen Mindestlohn kennt – und dort keine Arbeitsplatzverluste beobachtet wurden. Hören Angela und Guido vielleicht zu sehr auf den Wurzelsepp des neoliberalen Turbokapitalismus, den Präsidenten des Münchener Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn? Der hält die Löhne in Deutschland, tapfer, tapfer, immer noch für zu hoch. Und wundert sich, dass seit 20 Jahren jeder Aufschwung in Deutschland an der ausbleibenden privaten Nachfrage scheitert…

Ich finde, manchmal kann man auch Werbung für seinen Arbeitgeber machen. Die
Das Gartenbau- und Grünflächenamt des Städtchens Boulogne sur Mer im Norden Frankreichs, im Département Pas-de-Calais, hat sich für den tristen Vorplatz des Rathauses „Godefroy de Bouillon“ etwas einfallen lassen, was eigentlich nicht auf dem Mist städtischer Beamter gewachsen sein kann.
Auf ca. 1.100 Quadratmetern wächst dort auf einer ursprünglich schnöde gepflasterten Fläche ein kleiner Urwald. „Voiture contre Nature“ heißt dieses kleine Experiment, das zeigen soll, wie schnell sich die Natur die Überbleibsel der menschlichen Zivilisation einverleiben kann. Man betritt den Mini-Park durch Doppeltüren, wie sie in Lieferwagen üblich sind. Die Wege sind seltsam elastisch – kein Wunder, sie sind mit zerbröselten Autoreifen ausgelegt worden. Wer sich ausruhen will, kann dies auf Autositzen tun, die auf der Grünfläche herumstehen.
Hier und dort recken sich Auspuff-Anlagen empor, die langsam von der Natur überwuchert werden, ein Pavillon besteht ausschließlich aus zerborstenen Windschutzscheiben. Dazwischen einige Autowracks, aus denen mitunter ganze Bäume wachsen: Die Natur siegt, heißt es auf den deutschsprachigen Schildern zu der Ausstellung. Tatsächlich machen sich Gräser und Ranken über Lack und Lenksäulen, Rost und Reifen, Karossen und Kupplungen her. Sonne, Wind und Regen sollen hier ganze Arbeit leisten, um eines zu zeigen: Der Mensch und seine seltsamen Kreationen sind vergänglich. Wie sagte noch der eine Planet zum anderen? „Mir geht’s nicht gut, ich hab‘ die Menschen.“ Darauf der andere: „Mach Dir nichts draus, das geht von alleine weg.“
