Wahlkampf 2.0 – oder: Warum gibt es keinen ONANIE-Index?

Obwohl ich kein SPD-Mitglied bin, erreichte mich eine E-Mail der „sprechergruppe.spd@bundestag.de“. Die Leute scheinen etwas begriffen zu haben. In der E-Mail heißt es: „Der Wahlkampf hat begonnen. Viele von uns nutzen privat soziale Netzwerke. Aber auch einige unserer MdB haben erkannt, dass facebook, wer-kennt-wen und Co. echte Helfer sind bei der Vermittlung politischer Inhalte und Vorgänge. Kurzum: Ohne Online – kein Wahlsieg! Die Berliner Agentur newthinking communications veröffentlicht seit letztem Sommer Studien über das Engagement der Politik im sozialen Netz.“ Und die kann man hier nachlesen.
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Das große Wunschkonzert

Die Spitzen der großen Koalition haben am Montag über ein zweites Konjunkturpaket beraten. Es soll auf zwei Jahre angelegt sein und einen Umfang von rund 50 Milliarden Euro haben, erklärten die Fraktionschefs von Union und SPD, Volker Kauder und Peter Struck nach über fünfstündigen Verhandlungen im Berliner Kanzleramt. Ein wenig muss es wie bei einem Kindergeburtstag zugegangen sein…
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Schnee in Bonn

Man glaubt es kaum. Im Rheinland ist das wirklich eine Seltenheit. Aber wenn dort anderhalb Schneeflocken zu sehen sind, geht verkehrsmäßig nichts mehr. Bin deshalb heute eine halbe Stunde früher losgefahren, um dem Chaos zuvor zu kommen. Das Bild, heute morgen um 8:30 Uhr aufgenommen, zeigt übrigens den Blick aus meinem Büro – direkt auf den Firmensitz des Konzerns Solarworld, dessen Aktien man vor ein paar Jahren noch billig hätte erwerben können.
Egal. Bis Mittwoch sind in NRW Schulferien, und bis dahin können sich alle Schulkinder über echte Rodel-Abenteuer freuen. Das Siebengebirge ist nicht weit, und da gibt es Rodelpisten, die eine echte Herausforderung an Mensch und Material darstellen. Ich weiß, wovon ich rede. Ein Abhang von der Löwenburg mit einem vereisten Buckel – mit entsprechender Flugeinlage – hat mir nahe gebracht, was hinter dem Begriff Hämatom steht. Das reichte vom Knie bis zum Hüftknochen, war anfangs dunkelrot, dann blau, bis es schließlich grüngelb wurde. Ach ist das schön, wenn der Schmerz nachlässt!

Credo

Hmm, so ein Espresso, der tut gut, oder? Nach gut zwei Jahren Medien, Märkte und Moneten und kaum nennenswertem Feedback (sorry, GabiF, ich bin wohl kein guter Netzwerker) muss ich wohl mal erklären, weshalb ich das hier überhaupt mache. Mein Credo ist ganz einfach: Es gibt kaum einen Bereich menschlicher Interaktion, der nicht ökonomischen Gesetzen unterliegt. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich sage, ich sei Wirtschaftsredakteur, dass ich ein wenig mitleidig angesehen werde, so als könnte ich nur in Kategorien von Umsatz, Gewinn und Prozenten denken, so als sei mein Beruf ungefähr so vielseitig wie der eines Fensterputzers, so als seien die Themen meiner Berichterstattung so eng umrissen wie ein U-Bahn-Tunnel. Politik-Redakteurinnen und Redakteure fassen meine Themen mit spitzen Fingern an, als seien die far out, jenseits von Gut und Böse. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Nichts, auch nicht Kultur, Kunst, Sport und Politik, kann sich ökonomischen Gesetzen entziehen, nichts spielt sich außerhalb der Ökonomie ab. Das gilt auch für die Ehe, die Kirche, den Profisport, die Prostitution und den Drogenhandel. Auch dort spielen Angebot und Nachfrage, Grenznutzen und Preiselastizitäten eine Rolle. Insofern können alle LeserInnen dieses Blogs beruhigt sein: Ich bleibe weiter bei Medien, Märkte und Moneten.

Deutsche Bank reibt sich an der Kirche

So so, da hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, der Berliner Zeitung ein Interview gegeben und Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann hart angegangen. Was der Kirchenmann in der Berliner Zeitung da über Ackermann und seine früheren Renditevorgaben von 25 Prozent sagt, ist heftig. Das sei „eher eine Form des Götzendienstes“, so Huber, das erinnere ihn „mehr an den Tanz um das Goldene Kalb“. Es sei unübersehbar, dass „Geld zum Gott“ geworden sei. Continue reading „Deutsche Bank reibt sich an der Kirche“

Ich war in einem Terrorcamp

Manchmal ist es schwer, zu entscheiden, welche Spezies von Mensch den größeren Irrsinn produziert – Politiker oder Juristen. Nun haben sich Bundesinnenparanoiker Wolfgang Schäuble und Justizministerin Brigitte Zypries auf einen neuen Paragrafen 89a des Strafgesetzbuches geeinigt. Danach wird die aktive oder passive Ausbildung in einem Terrorcamp dann mit Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren geahndet, wenn es dabei um die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ging.

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Fängt die Krise jetzt erst an?

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Henrik! Schon schlimm, dass wir beide einen Tag vor Deiner Feier genötigt wurden, ein Pro und ein Contra zu schreiben zu der Frage: Fängt die Krise jetzt erst an? Bedingung war: Keiner hat mehr als zwei Minuten Zeit, seine Hörer zu überzeugen. Henrik schreibt:

„Das Schlimmste kommt erst noch. Schon allein deshalb, weil in Deutschland derzeit auch ein Wettbewerb läuft nach dem Motto: Wer will nochmal und hat noch nicht? Bei der Vorhersage der künftigen Konjunkturentwicklung übertreffen sich die sogenannten Experten in Schwarzmalerei. Wer das schlimmste Szenario aufzeigt, dem sind die Schlagzeilen sicher. Am besten immer mit dem Zusatz: Seit dem Zweiten Weltkrieg.
Wenn man sich unter den wirklichen Experten umhört, also den Unternehmern, die sich jeden Tag Gedanken machen müssen um die Zukunft ihrer Firma, dann hört man die ehrlichen Antworten. Wir wissen nicht, was da noch kommt. Oder: Nein, das habe ich so noch nicht erlebt. Das zeigt mir dann: Wir gehen wirklich schweren Zeiten entgegen. Wir zahlen jetzt den Preis für eine Wirtschaftsstruktur, die zu stark auf den Export und zu wenig auf Dienstleistungen und Konsum setzt. Wer jahrelang Exportweltmeister ist, wessen Wohlstand zum überwiegenden Teil darauf basiert, der muss umso mehr leiden, wenn niemand mehr die Produkte „made in germany“ kaufen will.
Wir zahlen jetzt den Preis für so manchen zu hohen Lohnabschluss der letzten Jahre. Schon als die Zeiten noch besser waren, sagten die Unternehmer: Das können wir uns eigentlich nicht leisten. Jetzt aber kommt es zum Schwur. Mal sehen, was die Gewerkschaften sagen, wenn die erste Entlassungswelle anrollt.
Es gibt Leute, die sehen Licht am Ende des Tunnels. Ich sage: Dieses Licht, das sind die Lampen eines entgegen kommenden Zuges. Und da wünsche ich mir dann, wir wären Amerikaner und hätten auch so einen Obama. Die Amerikaner sagen: Da müssen wir was machen. Die Deutschen sagen: Da müssen wir jetzt durch. Deswegen fängt die Krise jetzt erst richtig an.“
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